Die Präparate der Anti-Baby-Pille haben sich über die Jahre verschlimmbessert. Sie ist dennoch die populärste Verhütungsmethode.
Riskante Empfängnisverhütung
„Rauchen Sie?“ fragt die Gynäkologin und sieht mir dabei nicht ins Gesicht. „Gelegentlich“ antworte ich. „Damit sollten sie aufhören, das erhöht das Thromboserisiko.“ Ohne näher darauf ein zu gehen, schickt sie mich mit einem frisch gedruckten Rezept in der Hand weg. „Bis zum nächsten Mal, und immer regelmäßig einnehmen!“ sind ihre Abschiedsworte. Eine Szene, wie sie die meisten Frauen gut kennen.
Eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergab, dass in Deutschland 55 Prozent aller Frauen, die verhüten, die Anti-Baby-Pille nehmen. Seit 1960 ist sie auf dem Markt und hat großen Einfluss auf die Art und Weise genommen, wie wir leben. Lange Zeit ging man davon aus, dass die sinkende Zahl der Geburtenrate ab Mitte der 60er Jahre mit der Einführung der Pille als populäres Verhütungsmittel zusammenhängt. Unumstritten ist, dass sie den Umgang mit Sexualität verändert und Frauen selbstbestimmter gemacht hat. Bereits 1968 glauben das 54% der deutschen Frauen sicher, nur 24% widersprachen, so eine Studie zur Selbstbestimmtheit der Frau
Was aber jahrelang als revolutionäres und freiheitsbringendes Medikament gefeiert wurde, gerät nun langsam in die Kritik. Und das zurecht.
Die Pille ist ein Erfolgsprodukt der Pharmaindustrie. Unzählige verschiedene Präparate sind auf dem Markt und werden offensiv beworben. Geht man zum Frauenarzt, bekommt man kleine Heftchen in süßem Design, in denen man seine Periode kalendarisch dokumentieren kann. Wer die Pille einer bestimmten Marke nimmt, bekommt ein nettes Döschen mit dazu, um sie aufzubewahren. „Nebenwirkungen“ wie Gewichtsverlust, reine Haut und glänzendes Haar kommen bei den meisten Patientinnen gut an.
Doch diese Wunderpille, die scheinbar mehr als nur ein Problem aus der Welt schafft, birgt auch Risiken. Neben vielen Untersuchungen und Diskussionen zwischen Ärzten und Pharmazeuten befasst sich auch der Pillenreport von 2015 (Innovationsbericht der Techniker Krankenkasse und der Universität Bremen, der jährlich die Arzneimittelneuheiten bewertet) mit diesem Thema und spricht einen wichtigen Punkt an: Wider die Erwartung hat sich die Rezeptur in den letzten Jahren nicht verbessert, ganz im Gegenteil …
Ausschlaggebend bei der Empfängnisverhütung ist die Zusammensetzung der Hormone Östrogen und Gestagen. Zu Beginn der Geschichte der Pille (1. Pillengeneration) galt es, Probleme wie hohe Kosten und Gewichtszunahme der Frauen, zu beseitigen. Im Pillenreport ist nachzulesen: Die Pille war damals eine regelrechte Hormonbombe, was bekannter maßen das Brustkrebsrisiko immens steigerte. Sie wurde dennoch vermarktet, mit Erfolg.
Die zweite 2. Generation der Pille war in der Dosierung der Östrogene deutlich geringer, was zu einer wesentlich besseren Verträglichkeit bei gleicher Wirksamkeit führte. Hier wurde das Gestagen Levonorgestrel im Präparat verwendet.
Die 3. Generation setzt sich aus Gestagenen wie Gestogen oder Desogestrel zusammen, in der 4. wird Drospirenon verwendet. Diese beiden Präparatgenerationen werden heute hauptsächlich verschrieben.
Grund für die Veränderungen der Präparate war auch die Senkung der Produktionskosten des Medikamentes, sodass eine Gewinnsteigerung bei den Pharmakonzernen möglich war. Medizinisch sprach nichts dafür.
Der Pillenbericht macht deutlich: Die Wirksamkeit der 2. Pillengeneration steht denen der neueren Generationen in nichts nach, doch Marketingstrategien sorgen dafür, dass die neuen Präparate an Patientinnen verschrieben werden. Und das, obwohl die neuen Gestagenkombinationen zu einem nochmals erhöhten Thromboserisiko führen. Bei Einnahme einer Pille der 2. Generation erhöht sich das Risiko um das fünffache im Vergleich zu Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmethoden anwenden. Bei Pillen der 3. und 4. Generation ist das Risiko sechs bis siebenmal so hoch.
Thrombosen sind nicht die einzigen Nebenwirkungen, die hormonelle Kontrazeptiva mit sich bringen. Sie reichen von Migräne, Libidoverlust, drepressiven Verstimmungen und dauerhaften Zwischenblutungen bis hin zu Lungenembolien, die auch tödlich enden können.
Wieviele Frauen sind sich der Risiken wirklich bewusst? Wieviele Männer sind sich der Risiken bewusst, denen (ihre) Frauen täglich ausgesetzt sind?
Fakt ist: Mit der Pille lässt sich leicht viel Geld verdienen. Sie ist gesellschaftlich so anerkannt und weit verbreitet, dass viele Frauen nicht hinterfragen, was sie da eigentlich täglich schlucken. Statt sie darüber aufzuklären, drücken Frauenärztinnen ihren Patientinnen ein Rezept nach dem anderen in die Hand. Über alternative Methoden sprechen die wenigsten. Es reicht nicht, zu fragen, ob die Patientin raucht. Die Frage ist vielmehr: macht die Pille noch Sinn?
Text: Laura Greiff
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