Ging es bei der Verleihung des Preises der Nationalgalerie um Kunst oder Publicity? Gewinnerin Agnieska Polska und Mitstreiterinnen Iman Issa, Jumana Manna und Sol Valero, wenden sich mit einem gemeinsamen Statement an die Veranstalter. Statt für ihr Geschlecht oder ihre Herkunft wollen sie für ihr künstlerisches Schaffen in der Öffentlichkeit stehen.
Vier Künstlerinnen rechnen ab
Es kursiert ein Gerücht, das sich hartnäckig hält: Künstler*innen arbeiten willentlich für Geltungsdrang und Idealismus und nehmen dafür schlechte bis gar keine Bezahlung in Kauf. Unregulierte Lohnstrukturen spiegeln dieses Phänomen wider. Die vier Nominierten für den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, gesponsert von der Nationalgalerie, der staatlichen Museen zu Berlin, Freunde der Nationalgalerie und BMW, lassen sich nicht mit dem Versprechen nach Prestige abspeisen. Sie prangern langjährige Probleme der Kunstwelt an und finden: Eine Dotierung sei das Mindeste.
Agnieska Polska, Iman Issa, Jumana Manna und Sol Calero schreiben einen offenen Brief und kritisieren, neben der Ausweitung des kommerziellen Sektors in der Kunst, auch das Verhalten der Veranstalter sowie die Art und Weise der Einbindung ihrer Arbeiten. “Die Preisvergabe wurde erst nach zahlreichen Reden und Performances bekannt gegeben, auf eine Art und Weise, die sich nur als ‘große Enthüllung’ bezeichnen lässt.” Die Künstlerinnen standen wortwörtlich hinten an.
Während der Vergabezeremonie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – in Berlin, ging es kaum um die Werke der Künstlerlinnen als um die Sponsoren und Institution und wenn, wurde besonders ihr Frau-Sein oder ihre Nationalität hervorgehoben. Eine selbstgefällige PR-Strategie, die nur beweist, wie weit wir von echter Gleichbehandlung entfernt sind. Ohnehin sei es schwierig, einen Award so zu präsentieren als stehen die Nominierten in Konkurrenz, wenn in Wahrheit Kunst nur schwer in einen Wettstreit zu setzen ist. “Eine solche Struktur stört die Solidarität und die gegenseitige Unterstützung unter Künstler*innen”, heißt es im Brief.
Laut dem Kunstmagazin Monopol nimmt sich die Nationalgalerie die Kritik zu Herzen und steht bereits mit den Vier in Kontakt, um diese grundsätzlichen Fragen offen zu diskutieren.
Die Nominierten-Ausstellung ist noch bis zum 14. Januar in Berlin zu sehen.
Text: Miriam Galler
Foto: David Becker