Leider schafft es nicht jeder sehenswerte Film auf die großen Leinwände der Kinos. The Wolfpack, eine packende Sozio-Doku, feiert heute Abend auf Geo-TV Deutschland-Premiere und am kommenden Freitag DVD-Release.
Sechs Brüder und eine Schwester mit Sanskrit-Namen und langen, braunen Haaren, lebten mehr als ein Jahrzehnt abgeschottet von der Zivilisation mitten in Manhattans Lower East Side. Der Regisseurin Crystal Moselle gewähren sie einzigartige Einblicke in ihre Welt. Ein Schicksal, das sie sich nicht aussuchen konnten. Der Hippie-Vater, Oscar Angulo, hatte den Traum seine Kinder in einer besseren Gesellschaft aufwachsen zu sehen, ursprünglich in Skandinavien. Aus Geldmangel kam es nie zu einem Umzug. In Folge dessen beschloss der gebürtige Ecuadorianer seine Kinder nicht mehr der unzumutbaren, amerikanischen Zivilgesellschaft auszusetzen und hielt Frau und Kinder über Jahre in der Mietwohnung gefangen. Nur selten gab es Tage, an denen die Familie Arzttermine wahrnahm, und die Jungs die Gelegenheit bekamen mit anderen New Yorkern in Berührung zu kommen. Einzig Oscar Angelo besaß den Schlüssel zur Wohnung und erledigte Lebensmitteleinkäufe. Eine Realität, die man nicht für möglich hält und zeigt, dass auch der unmittelbare Nachbar keinen blassen Schimmer haben kann.
Eingeschlossen und abgekapselt von der Außenwelt öffnet sich den Kindern ein Paralleluniversum. Die 500 Filme der DVD- und VHS-Sammlung des Vaters wurden ihr Zufluchtsort und ihr einziger Bezug zur Außenwelt. Durch Filme konnten sie Erfahrungen sammeln, die ihnen auf natürlichem Wege verwehrt wurden. Wenn Susanne, ihre Mutter, sie nicht gerade unterrichtete, spielten sie Szenen ihrer Lieblingsfilme wie Reservoir Dogs oder Der Pate I und II nach, bastelten sich aus Yogamatten und Cornflakes-Packungen ihre Kostüme selbst und transkribierten Filmskripte.
Die Geschichte ist sonderbar und man mag meinen, dass es heutzutage in westlichen Ländern unmöglich ist ein Leben fernab der Gesellschaft zu führen. Vor allem mitten in einer pulsierenden Stadt wie New York City. In Deutschland ist Homeschooling schon lange verboten, während es Eltern in den USA trotz harter Kritik noch immer erlaubt ist ihre Kinder zuhause zu unterrichten. Auch wenn Oscar Angulo die reale Welt vor den Türen seiner 4-Zimmer-Wohnung in Manhattan als Gefängnis bezeichnet, so wurde seine Familie selbst Insassen seines Gefängnis.
14 Jahre lang dem Willen seines patriarchalischen Hippie-Vaters, der an das Amerika vor den Türen seiner Wohnung nicht glaubt, ausgesetzt zu sein, trägt radikale Folgen für Mukunda, Bhagavan, Jagadisa, Narayana, Krisna und Govinda mit sich. Sie können nicht verstehen und vergeben. Einzig Bhagavan, der Älteste, spricht mit dem Vater, jegliche Kommunikation läuft über ihn. Obwohl in Folge solch einer Anti-Sozialisierung keine physischen und psychischen Schäden ausbleiben dürften, wirken die Angelo Jungs überraschend aufgeweckt und mit sich im Reinen.
The Wolfpack läuft heute Abend um 20.15 und 2.00 Uhr auf GEO Televison, am Dienstag um 8.00 und am Mittwoch um 13.15 Uhr.