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vor 4 years

Ein Artikel über die Geschichte der legendären New Yorker Ballroom Kultur. Und ja, es gab sie schon vor Madonna’s 90er Hit ‚Vogue‘.

Lineare Posen, die das eigene Gesicht umrahmen, inspiriert von Posen der Topmodels der 90er. Das ist das, was die Mehrheit unter Voguing versteht. Aber dahinter steckt viel mehr. Ballroom ist eine Community, nein, nahezu eine Politik, die aus einer Unterdrückung entstanden ist.

Der allgemeine Anfang fand in den frühen der 80ern in New York Harlem statt. Schwarze- und Lateinamerikanische, Transsexuelle Frauen und Drag Queens haben einen Rückzugsort gegründet. Ein Ort der Sicherheit für alle bietet, die nicht in das weiße, heteronormative Bild passen. Für alle, die von ihren Eltern verstoßen wurden und für die es keinen Platz in unserer Gesellschaft gab. Durch die Gründung von verschiedener Häuser wurde eine Ersatzfamilie erschaffen mit einer Mother, die auf ihre Jünglinge achtet – auch außerhalb des Runways. Sie sollten Trost und Sicherheit für diejenigen bieten, die aufgrund ihrer Sexualität, Hautfarbe oder ihres Geschlechts häufig aus dem Haus ihrer ursprünglichen Familien geworfen wurden. Die Ballroom-Häuser werden von “Müttern” und “Vätern” geführt, die normalerweise ältere Mitglieder der Ballroom-Szene sind. Meistens sind dies Drag Queens, schwule Männer oder Transgender-Frauen, die ihre “Kinder” im Haus beraten und unterstützen. Häuser, die in den Kategorien auf dem Runway viele Grand-Prizes gewinnen und Anerkennung in der Szene finden, erreichen den Legendären-Rang.

Nennenswerte Häuser sind das House of Ninja von Willi Ninja, House of Ebony, gegründet von Richard und Larry Ebony, House of Saint Laurent, von Robbie, Chris & Terry Saint Laurent, und das House of Extravaganza, gegründet von Hector und Angie Xtravaganza, sowie das House von Labeija, gegründet von Crystal Labeija und später geführt von Pepper Labeija.

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Das Thema Gender spielt in den Häusern, sowie in der generellen Ballroom-Community ein großes Thema: Es gibt die Butch Queens, also schwule Männer, Femme Queens (Transsexuelle Frauen), Butches (Transsexuelle Männer) und Frauen oder auch „female figure“. In den jeweiligen Kategorien, die bei einem Ball zelebriert werden, wird hier unterteilt, es gibt z.B. „Butch Queen Performance“, „Femme Queen Face“ und viele weitere. Die Teilnehmer tanzen, voguen, posieren und unterstützen sich gegenseitig in einer oder mehreren der zahlreichen Drag & Performance-Wettbewerbskategorien. Diese Kategorien sollen gleichzeitig verschiedene Geschlechter und soziale Schichten verkörpern und satirisieren und gleichzeitig die Möglichkeit geben, der Realität für einen Moment zu entfliehen.

Um gegeneinander anzutreten, “laufen” die Häuser in “Bällen”, die nach Voguing Skills, Looks, Aussehen und Attitüde beurteilt werden. Jede Kategorie hat einen vorgegebenen Dress-Code, der streng eingehalten werden muss. Die größten Balls wie z.B. der „Latex Ball“ in New York dauern teilweise bis zu zehn Stunden, mit Dutzenden von Kategorien an einem einzigen Abend.

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Voguing besteht aus fünf Elementen: Duckwalks, Runway, Hand-Performance, Floor-Performance sowie Spins und Dips. Während es heutzutage drei verschiedenen Voguing Stile gibt, fing alles mit der „Old Way Performance“ an, oder damals „Pop, Dip & Spin“: Lineare Bewegungen inspiriert von Posen aus dem Vogue Magazin, sowie Inspirationen von der Kampfkunst und dem Militär. Getanzt wird zu Old-School House Beats.

Während sich die Musik Ende der 80er veränderte und die Beats mehr „clubby“ wurden, veränderte sich auch das Voguing. Durch die enorme Clubkultur entstand das „New Way Voguing“. Es ist in sich sehr präzise, jedoch werden komplexe Winkel, Boxen und Illusionen mit Armen und Händen erzeugt. Es geht vor allem um eine extreme Flexibilität. Und dann die vermutlich bekannteste Version, das Vogue Femme. Für die Femme Queens der Ballroom-Szene waren die linearen Posen und Bewegungen zu männlich. Es sollte einen Tanz geben, dessen Bewegungen eine Übertreibung der eigenen Feminität erzeugen. So wurden die Schritte lockerer, die Hüfte wurden betont, sowie die Brust akzentuiert. Im Vogue Femme unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Stilen: „Soft & Cunt Performance“ ist sehr sinnlich und extrem feminin, während „Dramatics“ viel mehr Tricks beinhaltet und dramatische Dips.

Als Madonna 1990 ihren Hit-Song „Vogue“ veröffentlichte und im Rahmen der „Blonde Ambition-Tour“ sich Tänzer aus der Ballroom Szene holte, wurde Ballroom erstmals mainstream und erreichte die Masse. Plötzlich wollte jeder posieren, strutten und voguen. Im gleichen Jahr wurde die Dokumentation „Paris is Burning“ veröffentlicht, die die Ballroom-Community Harlems dokumentierte. Diese Doku setzte einen Baustein unserer Popkultur, denn verwendete Lingos wie „shade“ & „reading“ werden in TV-Formaten wie RuPauls Drag Race weitergeführt. 2019 veröffentlichte Director Ryan Murphy, u.A. der Kopf hinter American Horror Story, dann die FX Hit-Serie „Pose“. Eine Show, die sich mit dem Leben der Community in Zeiten von HIV und AIDS beschäftigt. Aber Ballroom ist nicht Vergangenheit. Ballroom ist immer noch aktuell und wichtig für die queere, black Community. Jeden Monat finden weltweit Balls statt und die große Szene Amerikas hat sich mittlerweile auch in Europa verbreitet, sogar in Berlin. Immer mehr deutsche Kapitel der großen Internationalen Voguing-Häuser werden eröffnet, wie z.B. das House of Milan oder das House of Gorgeous Gucci.

 

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