Das androgyne Wunder.
Stilikone: Marlene Dietrich
Stil funktioniert als Prisma der Ecken und Kanten unserer Persönlichkeit. Sie werden in ihre Bestandteile aufgebrochen und ergeben ein wunderbares regebogenartiges Gebilde, das wir Stil nennen. Stil zu haben heißt nicht, trendy zu sein, es heißt auch nicht modisch zu sein. Stil bedeutet das gewisse Etwas, das „je ne sais quoi“ zu haben. Und wenn es viele Menschen gibt, die stilsicher sind, dann gibt es noch die Stilikonen unter uns. Menschen, die so revolutionär in ihren stilistischen Aussagen waren, dass sie für immer in unseren Herzen und Gedanken als halbmagische Wesen bleiben. Stilikonen sind mehr als nur Menschen mit Stil, sie sind Menschen, die durch ihren Stil ihre eigene Persona auf die Metaebene heben. Diese Menschen umgibt eine fast schon mystische Ausstrahlung, ob sie jetzt etwas Phänomenales tragen oder nicht. Stilikonen inspirieren uns, ermutigen uns, unseren eigenen stilistischen Weg auszuleben. Und manchmal, wenn wir in Sachen Kleidung wirklich nicht weiter wissen, dann können wir uns immer um Inspiration zu den Stilikonen wenden.
Wir wenden uns einer der wohl bekanntesten Stilikonen der Weltgeschichte zu. Marlene Dietrich, die Frau, die Hosenanzüge zu einem für Frauen akzeptablen Kleidungsstück machte. Zu Dietrichs Hintergrund: Marlene Dietrich war die Schauspielerin der 30er Jahre. Eine deutsche Schauspielerin, die in Hollywood Karriere machte. Androgyne Mode ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wenn wir zu der Jeans oder dem Blazer im Kleiderschrank greifen, dann denken wir kein zweites Mal darüber nach. So war das nicht immer. Dietrich war die Frau, die Hosenanzüge und Kleidung, die zur damaligen Zeit allgemein den Männern vorbehalten war, für Frauen tragbar machte. Die legendären Outfits Dietrichs’ haben allesamt eine eher maskuline Note. Zu den berühmtesten gehört wohl der schwarze Smoking mit gestärktem weißen Hemd und schwarzem Zylinder. Diese Kombination trug sie damals in dem Skandalfilm „Morocco“. Skandalfilm, weil Dietrich darin, als Mann gekleidet, eine Frau küsst. Undenkbar in der damaligen Epoche. Dietrich sorgte mit ihrem Auftreten und ihren Handlungen nicht nur für Aufruhr in dem modischen Bewusstsein der damaligen Gesellschaft, sondern auch in der allgemeinen Wahrnehmung der weiblichen Identität. Dietrichs Stil machte eine Mischung aus Strenge, unsagbarer Eleganz, Perfektion und extremer Androgynität aus, durch die ihre Weiblichkeit trotzdem nicht zu kurz kam. Ideales Beispiel dafür, dass sich Weiches und Hartes nicht ausschließen. Eine Femme Fatale wie sie im Buche steht. Marlene Dietrich als eine Stilikone damals und heute.
Text: Maria Kustikova
Photocredit: Paramount