Beth Ditto sorgt seit jeher für Furore. Mit ihren Outfits, ihrer Musik und nicht zuletzt mit ihrem üppigen Körper, den sie gut und gerne freizügig zur Schau stellt.
Beth Ditto sorgt seit jeher für Furore. Mit ihren Outfits, ihrer Musik und nicht zuletzt mit ihrem üppigen Körper, den sie gut und gerne freizügig zur Schau stellt.
Mit ihrer Band Gossip feierte sie seit den 2000er Jahren, bis zur Trennung diesen Jahres, internationale Erfolge, zwischendurch sah man sie als Model und Muse für Karl Lagerfeld. Zugegeben, eine sehr gewagte Entscheidung seitens der Marketingabteilung sich gegen die üblichen Kampagnengesichter und für die aus der Reihe tanzende US-amerikanische Sängerin zu entscheiden. Doch es war die richtige Entscheidung und eine prägender Schritt für die Modeindustrie. Die Menschen hatten genug davon, ausschließlich mit Size Zero Models konfrontiert zu werden. Wir möchten echte Menschen sehen.
Beth Ditto ist eine Kunstfigur, eine Inspiration, eine Frau mit einer 42. Sie selbst bezeichnet sich als fette Lesbe. Das mag provokant wirken, aber ehrlich. Damit setzt die Künstlerin ein Zeichen, dass Anderssein und Rundungen nicht schlecht sind, sondern etwas, worauf man stolz sein darf. Ecken und Kanten, ein runder Po sind so normal, wie eine Size Zero (sofern diese natürlich ist und kein Resultat einer Essstörung).
Diese Ansicht hat in der Modebranche aber immer noch einen futuristischen Touch. Warum eigentlich? Wieso gelten Plus-Size Models auf den Fashion Weeks wie Transgender oder Asiaten auch, als Exoten? Kaum ein Designer entwirft Kleidung für Menschen, die die Größe 40 überschreiten. Es gibt keine Plus-Size-Schaufensterpuppen und der Großteil der Werbungen ist immer noch mit schlanken Frauen bestückt. Wenn sich dann mal ein Label oder Magazin traut, sich für ein Übergrößen-Model zu entscheiden, sorgt das über Wochen für Gesprächsstoff. Muss darüber tatsächlich diskutiert werden? Wenn man sich Beth Ditto anschaut, lautet die Antwort definitiv nein.
Ihre Karriere in der Modebranche ging mit einer einfachen Feststellung los. Der 35-Jährigen ist aufgefallen, dass sie für ihre Events keine passende Kleidung findet. Außer Stella McCartney gibt es keinen Designer, der sie ausstatten kann, wenn er nicht extra etwas für sie designt. Hier knüpft die Sängerin an und entwarf nun zum zweiten Mal eine eigene Kollektion, so bunt und verrückt wie sie selbst. Denn mit Übergröße muss man sich nicht verstecken. Sie betont die Hüfte mit riesigen Schleifen und setzt den Ausschnitt durch eine Schuppenbluse in Szene. Die Kleidung fängt mit Größe 44 an und geht bis 58 und zeigt, dass man zu seinen Rundungen stehen soll. Schönheit hat nichts mit dem Umfang des Bauches oder der Oberschenkelmasse zu tun. Schönheit ist bunt wie ein Kinderspielzeugladen, vielseitig und eine Frage der Einstellung. Wer sich wohl in seinem Körper fühlt, strahlt das auch aus.
Aber sogar Beth war nicht immer im Reinen mit sich und ihrem Körper, wie sie es heute ist. Ihre Kindheit verbrachte sie in einem sozialen Brennpunkt und wurde von ihrem Onkel missbraucht. Schwieriger hätte die Ausgangslage nicht sein können, seinen eigenen Körper lieben zu lernen. Ihr negatives Selbstbild legte sie irgendwann ab. Heute ist sie die üppige Beth Ditto von Gossip, mit kurzen und eng anliegenden Kleidern. Das war und ist ihr Markenzeichen – und komischerweise fand es bei ihr niemand seltsam. Sie wurde als Sängerin gefeiert, war Model für Jean Paul Gaultier und ist nun Designerin für Frauen, die so sind wie sie selbst. Ein Lichtblick in der Mode.
Text: Louisa Markus
Bilder: PR