Wenn Beziehungen wirklich stark sind, braucht es nicht viel Aufwand diese aufrecht zu erhalten. Im Interview verrät uns die schwedische Sängerin Adna, warum die Verbindung zu geliebten Menschen auch ganz unkompliziert sein kann.
So stell’ ich mir die Liebe vor: Adna
Woran denkst du, wenn du an die Liebe denkst?
Wenn ich an Liebe denke, denke ich als erstes an Menschen. Und die Verbindungen, die daraus entstehen.
Bei welchen Menschen fühlst du dich besonders geborgen?
An meine Mutter kommt natürlich niemand heran.
Du lebst in Berlin, kommst aber eigentlich aus Schweden. Deine Familie und viele Freunde leben wahrscheinlich noch in deiner Heimat. Inwiefern hat sich die Beziehung verändert?
Es ist zwar ein Klischee, aber durch die Entfernung lernt man diese Beziehungen erst richtig zu schätzen. Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde sehr, aber es ist auch ein gutes Gefühl. Denn es ist umso schöner, wenn man sich dann endlich wieder sieht. Dadurch läuft man nicht die Gefahr diese Beziehungen als selbstverständlich anzusehen.
Welche Maßnahmen muss man vielleicht auch treffen, um diese Beziehungen aufrecht zu erhalten?
Ehrlich gesagt ist es gar nicht so schwer. Dadurch, dass diese Beziehungen so stark sind, reicht es, ab und zu einen Emoji zu senden. Sich richtig zu unterhalten, ist viel intensiver wenn man sich dann persönlich sieht.
Vielen Menschen, die in Berlin leben, sagt man nach, sie seien getrieben, nur auf der Durchreise und unbeständig zu sein. Hat sich dein Blickwinkel auf Freundschaft verändert, seitdem du hier lebst?
Menschen kommen und gehen. Dass kann einem auch mal das Herz brechen. Aber ich habe einige meiner engsten Freunde in dieser Stadt kennengelernt und das hat mir bewiesen, dass man hier viele Gleichgesinnte treffen kann. Ich bin einfach dankbar für die Zeit, die ich mit diesen Menschen verbringen kann. Und wenn man sich erst einmal gefunden hat, bleibt man auch zusammen. Daran glaube ich ganz fest.
Wie denkst du über die neue Theorie, dass Freundschaften in gewisser Weise Partnerschaften ersetzen? Anders, als noch in unserer Elterngeneration?
Ich denke, es gibt einen Grund dafür, warum wir viele verschiedene Beziehungen führen. All diese Menschen geben uns ganz unterschiedliche Dinge. Ich weiß also nicht, ob eine Freundschaft eine Partnerschaft ersetzen kann. Ich glaube aber, dass es viele andere Arten von romantischen Beziehungen gibt, als die von unseren Eltern vorgelebten.
Inwiefern können Menschen Liebe verkörpern?
Das kommt ganz individuell auf die Person an. Manchmal bekomme ich einfach ein wohlig warmes Gefühl im Inneren meines Körpers, welches mich dazu verleitet meine Liebsten anzurufen und ihnen zu sagen, dass ich sie liebe.
Deine neue Single „Thoughts“ ist eine Liebeserklärung an deine Heimat. Wie ist dieser Song entstanden?
Auf meinem ersten Album gab es bereits eine Version dieses Songs. Ich habe ihn geschrieben, als ich ungefähr 17 Jahre alt war, wollte aber unbedingt eine neue Version aufnehmen. Und als ich letztes Jahr in Bosnien, dem Heimatland meiner Eltern, war, war es dann soweit. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn ich Songs schreibe, ist es mir wichtig die Schönheit der Dinge zu zeigen, die sonst eher als schmerzhaft empfunden werden.
Beeinflussen die Menschen, denen du begegnest auch deine Musik?
Ich schreibe oft Zitate auf, die ich inspirierend finde, und verwende diese für meine Musik. Ganz egal ob es ein Satz ist oder ein Gefühl, aber die Menschen in meinem Leben beeinflussen mich sehr. Für mich ist es besonders wichtig, nicht nur etwas neues zu hören, sondern Hilfe dabei zu bekommen, die Gefühle, die ich spüre, richtig zu umschreiben.
Interview: Pia Ahlert
Foto: Marcus Nyberg
Adnas neues Album Closure ist am 17. März 2017 bei Despotz erschienen.