Sachen gibt es: Tierisch mächtig

vor 9 years

Starke Könige, Regenten und Staatsoberhäupter haben eine Schwäche: ihre Haustiere. Die Liebe zu ihren Tieren macht die sonst so souveränen Herrscher menschlich. Ein paar besondere Tiergeschichten zwischen Regenten und ihren loyalsten Anhängern erzählen diese neun Begegnungen.

 

Husar von Willy Brandt
Neben der Zwergpudeldame Julchen und dem Golden Retriever Bastian besaß Willy Brandt schon als Außenminister den ungarischen Hirtenhund Husar. Er war berüchtigt dafür, dass er gerne Referenten, die ihm zu nahe kamen oder beim Schlafen störten, in die Waden biss. Worauf Brandt angeblich meist sagte, man solle keine schlafenden Hunde wecken.

Turri, Lory und Company von Queen Victoria
Neben diversen Hunden hatte Englands Queen Victoria eine Reihe ausgefallener Haustiere: den Papagei Lory sowie eine Gruppe tibetanischer Ziegen (ein Geschenk des Schahs von Persien), die Ahnen der Maskottchen so ruhmreicher Regimenter wie den Welsh Fusiliers. Als Victoria das Zeitliche segnete, ließ sie ihren liebsten Zwergspitz Turri ganz klassisch neben sich auf dem Sterbebett drapieren.

Abul Abbas von Karl dem Großen
Am 20. Juli 802 wurde Karl dem Großen in Aachen vom Kalifwn Harun ar-Raschid ein ziemlich großes Päckchen überreicht, der bald schon mythisierte indische Elefant Abul Abbas. Er soll ganz weiß gewesen sein. Karl setzte ihn angeblich in der Schlacht gegen die Friesen ein, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Als ob Friesen irgendetwas schrecken könnte. 810 starb Abul nach einer Rheinüberquerung. Er soll sich eine Lungenentzündung zugezogen haben. Weiße Elefanten waren auch später ein beliebtes Geschenk aus dem Orient. Im Englischen nennt man große, unpraktische Geschenke bis heute White Elefants.

Socks von Bill Clinton
Socks Clinton war das offizielle Haustier der Familie Clinton während Bills Präsidentschaft von 1993 bis 2001. Tochter Chelsea fand den schwarz-weißen Babykater 1991 nach dem Klavierunterricht auf der Straße. Der adrette Kater wurde rasch zum Liebling der Besucher des Weißen Hauses. So navigierte während Bills Legislatur Socks als Cartoon über die offizielle Website des Weißen Hauses.

Zarafa von König Karl X
Die Giraffenkuh Zarafa war ein Geschenk des Gouverneurs von Ägypten Muhammad Ali Paschas an den französischen König Karl X. Als sie 1827 nach Paris gebracht wurde, war sie seit mehr als 300 Jahren die erste Giraffe auf europäischem Boden – eine Sensation. Zarafa war eine echte Trendsetterin. Frauen steckten sich die Haare hoch – à la girafe. Männer trugen hohe Hüte, die sogenannten girafiques, dazu gefleckte Krawatten und Westen. Als Zarafa 1829 starb, wurde sie ausgestopft. Sie ist bis heute im Musée d’Histoire naturelle in La Rochelle zu sehen.

Fortuné von Joséphine de Beauharnais
Fortuné ist der wohl berühmteste Mops Frankreichs. Er gehörte der Frau Napoleons, der späteren Kaiserin Joséphine de Beauharnais. Als Joséphine zu Zeiten der französischen Revolution vorübergehend im Gefängnis saß, benutzte sie Fortuné, um aus dem Knast Nachrichten an ihre Kinder zu schmuggeln. Angeblich biss der Hund Napoleon in der Hochzeitsnacht ins Bein, machte es später aber wieder gut, indem er  Bonaparte und Joséphine vor einem Attentäter warnte.

Qaswa von Prophet Mohammed
Legendär ist auch Qaswa, das Lieblingskamel des Propheten Mohammed. Auf ihm ritt Mohammed von Mekka nach Medina. Dort ließ er Qaswa frei. Sie legte sich angeblich in den Hof einer Hausruine, in der Palmen wuchsen und Datteln zum Trocknen ausgelegt waren. Hier ließ sich Mohammed nieder und errichtete die Prophetenmoschee.

Arrow von Königin Cleopatra
Die schöne Herrscherin vom Nil prägt wie keine zweite das Bild, das sich der Europäer vom alten Ägypten macht. Passend zu ihrer eleganten und majestätischen Erscheinung wurde Cleopatra von der Leopardendame Arrow begleitet. Laut Mythos war das Wildkätzchen ein Geschenk des Vaters an die Babyprinzessin. Die prachtvolle Bestie war nicht der einzige exzentrische Zeitvertrieb der Regentin: Der Legende nach badetet Cleopatra ausschließlich in warmer Chinchilla-Milch mit Honig und Rosenblüten.

Zoo von Theodore Roosevelt
Kein amerikanisches Staatsoberhaupt regierte mit so vielen Tieren an seiner Seite wie der 26. US-Präsident Theodore Roosevelt. Als er 1901 sein Amt antrat, hatte er einen kleinen Zoo versammelt. Roosevelt umgaben der tiefblaue Ara-Papagei Eli Yale, Bill, die Eidechse, der Silberdachs Josia sowie ein einbeiniger Hahn. In seinem Haus auf Long Island hielt Roosevelt zudem ein Zebra, eine Hyäne, einen Löwen und einen Bären.

Illustration: Miriam Michelon-Gangkofer

Dieser Beitrag erschien in der Fräulein Nr. 17

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