Fanpost an das neuste Phänomen der britischen Musikschmiede.
Rebellin der Gegenwart: Dua Lipa
„I dont give a fuck“ klang noch nie so lässig daher gesungen wie von der Soul-Stimme, die zu Dua Lipa gehört. Fluchen kann sie – aber mit Stil. Wenn die 22-jährige die Bühne betritt, legt sie immer einen Auftritt der Extraklasse hin. Ihre Songs bedienen die klassischen Anforderungen des Genres, alles andere als durchschnittlich sind hingegen die Lyrics der jungen Künstlerin. Dua teilt aus, statt einzustecken. Ihre Lines – stets verpackt in rhythmisch-stereotype Pop-Beats – handeln von Autonomie, weiblicher Stärke und treffen damit schlagkräftig den Nerv der Zeit.
Unabhängigkeit hat viele Gesichter. Von Riot Grrrl’s bis Adwoah Aboah – Momentan werden wir mit Podcasts und Nachrichten überflutet, die unverblümt über Independence-Erfahrungen, Selbstbestimmung oder Gender Equality berichten. Auch Dua Lipa ist eines der Gesichter. Was ein 22-jähriger Popstar, der in Sport-BH durch die Weltgeschichte turnt, zur Emanzipation beiträgt? Ganz einfach: Die Britin mit kosovarisch-albanischen Wurzeln ist eine Künstlerin, die die Regeln an ihre Welt anpasst, nicht Ihre Welt an die Regeln. Nachdem ihre Familie 2008 London verließ um in den Kosovo zurückzuziehen, hielt Dua es dort nur für kurze Zeit aus. Ihre Überzeugungskraft und nicht zuletzt das instinktive Gespür dafür, was das Richtige für sie ist, erlaubten es der damals 15-Jährigen allein in die britische Hauptstadt zurückzukehren, um sich unabhängig der Musik zu widmen.
Keine zwei Jahre später verhalf ein Demo-Tape, das Dua bei SoundCloud einstellte, dabei die Produzentin von Lana del Rey auf sie aufmerksam zu machen. Kollaborationen mit Sean Paul und dem niederländischen Produzenten Martin Garrix folgten und katapultierten sie in Lichtgeschwindigkeit an die Spitze des Musikbusiness. Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch… Aber anstatt sich auf die faule Haut zu legen und im Stil von Enrique Iglesias einmal im Jahr einen kollaborativen Sommerhit auf den Markt zu schleudern; der die nächsten 12 Monate geliebt, gefeiert und schlussendlich totgespielt wird, entschied sich Dua erneut für die Herausforderung.
Gott sei Dank! Denn nichts hat uns selbstbewusster durch den letzten Sommer gebracht als der Song New Rules. Auch wenn man sonst kein Fan von Regeln ist, nach Duas tanzen alle. Ohne Sonnenbrille aus dem Haus gehen, wenn man gerade abserviert wurde? Kein Problem! Nicht ans Telefon gehen und bloß keine „wir können doch Freunde bleiben-Freundschaft führen“ – das sind nur zwei der Manifeste, mit denen Lipa das Sprachrohr für alle Mädels wird, die sich bei der Suche nach dem Richtigen mal wieder verirrt haben. Stolz, frei und allein, statt trübselig, einsam und schwach. Und dazu gibt es noch einen Gruß an den Ex. Während herkömmliche Get-Over-Him Songs bislang an Tränen-durchtränkte Tempos und Katie Melua in Endlosschleife erinnerten, heißt es bei Dua: I Don’t Give A Fuck. Und auch ihr Song Hotter Than Hell eignet sich perfekt, um sich daran zu erinnern, dass man auch solo phänomenal ist.
One, don’t pick up the phone
You know he’s only calling ’cause he’s drunk and alone
Two, don’t let him in
You’ll have to kick him out again
Three, don’t be his friend
You know you’re gonna wake up in his bed in the morning
And if you’re under him
You ain’t getting over him
Es sind ihre ehrlichen Texte und die klaren Statements die Dua Lipa zum Vorbild machen.
Cause if you think I care about you now. Well, boy, I don't give a fuck.
Und wer jetzt schon denkt cooler geht es nicht mehr, der sollte erst einmal sehen was für eine tolle Figur sie bei der ganzen Sache macht. Duas Sinn für Fashion sprüht nur so von Selbstsicherheit. Freizügige Crop-Tops und Sport-BH Joggerpants-Kombis macht sich die die 22-Jährige zum Markenzeichen und zeigt wieder ganz klar: Ich trage was mir gefällt und wie’s mir gefällt! Auch ihr preisverdächtiges Outfit bei den Brit-Awards sorgte für Euphorie. Emanzipierte Frau im knappen Versace-Body? Why not?! Gerade Versace steht wie kein anderes Label für amazonenhafte Powerfrauen, die beweisen das Sinnlichkeit und Stärke sich gegenseitig ermächtigen statt auszustechen. Das Bild der maskulinen Feministin – erfolgreich als Stereotyp verurteilt worden.
He calls me the devil. I make him wanna sin.
Und was wäre eine bewundernswerte Frau ohne bewundernswerte Girlscrew? Dua Lipa nimmt sich für ihre Girlgang keine geringeren Künstlerinnen als Charlie XCX, Zara Larsson, Alma oder MØ zur Seite. Erst im Februar versammelte sich das internationale Power-Quintett für kontemporäre Spice Girl Vibes und beweist, dass female Support wie eine Lawine funktioniert: Es benötigt spezifische Handlugen, um sie auszulösen. Doch kommt die Naturgewalt einmal ins Rollen, saust sie unaufhaltbar und im Voll-Karacho allem was sich ihr in den Weg stellt entgegen.
Text: Berit Warta
Bilder: Luc Coiffait & Instagram