Pop-Hayat: Mehr Raum für Gender und Race

vor 6 years

Die Golden-Pudel-Resident, ByteFM-Moderatorin und female:presspure-Aktivistin Yeşim Duman spricht über ihr Mitwirken beim diesjährigen Pop-Kultur-Festival.

Das Berliner Pop-Kultur-Festival findet in diesem August bereits in seiner vierten Edition statt. Das internationale Festival beschäftigt sich mit allen Strömungen der Popkultur und setzt diese in einen diskursiven Raum, der es ermöglichen soll, dass alle teilnehmenden Künstler*Innen ihre Werke ausstellen und präsentieren können. Auch die Nachwuchsförderung spielt bei Pop-Kultur eine große Rolle: Talks und Workshops ermöglichen es jungen Talenten aus den Bereichen Wirtschaft, Musik und Politik zu lernen. Auch Yeşim Duman zeigt in diesem Jahr ihre Auftragsarbeit „Pop-Hayat“ und organisiert darunter unter anderem einen feministischen Rap-Workshop mit Lady Bitch Ray. Fräulein gegenüber verriet sie, was sich hinter dem „Pop-Hayat“ verbirgt und warum das Pop-Kultur-Festival für sie, ebenso wie für viele andere Künstler*innen, so einzigartig ist.

 

Fräulein: Wie kamst du auf die Idee zum Pop-Hayat?

Yeşim: Ich wollte meine Veranstaltungsreihen Bubble und Erdogay mit einem neuen Projekt verknüpfen. Die bisherigen Events sind aus der und für die LGBTQ+ Community. Ich wollte bei Pop-Hayat mehr Diskurse zu Themen wie Queerness und Genderverhältnisse schaffen. Und das aus postmigrantischen Perspektiven. Hayat heisst Leben auf türkisch und arabisch. Deshalb fand ich  auch, dass der Name Pop-Hayat die Inhalte gut wiederspiegelt und so das Pop-Kultur-Festival ergänzt.

 

Worauf hast du beim Kuratieren des Programmes geachtet?

Im Programm sind überwiegend weibliche und nichtbinäre PoC Künstler*Innen gebucht, wie z.B. Bearcat, Fatma Aydemir, Neda Sanai oder Lady Bitch Ray. Ich möchte neue Strukturen aufzeigen und die Szenen ganz selbstverständlich vermischen, weil die Künstler*Innen aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Trotzdem lade ich natürlich auch männliche Künstler ein, wie zum Beispiel den Grafikkünstler Stefan Marx. Er hat das Artwork zu Pop-Hayat entworfen und wird am Eröffnungsabend in der „T-Unlimited Caystube“ sein DJ Debut geben. Genau diese Brüche machen das Ganze rund und divers.

 

Gender und Race sind die Hauptthematiken mit denen Pop-Hayat sich beschäftigt –welche Message möchtest du mit deiner Arbeit übermitteln?

Es geht darum Machtstrukturen aufzugreifen, Geschlechterrollen zu thematisieren, queere Artists of Color auf die Bühne zu holen und somit queere Positionen sichtbar zu machen. Ich glaube daran, dass sich dadurch das Publikum vermischt und auch Vorurteile aufgelöst werden können. Es geht jedoch auch darum die homogenen Strukturen nach Innen zu verändern. Es fällt auf, dass gerade auf Festivals das Booking teils divers ist, aber die Strukturen im Inneren nicht. Das sollte mehr thematisiert werden.

 

Rapperin Lady Bitch Ray wird einen Workshop zur Geschlechtergerechtigkeit in der Rap-Musik geben. Zudem gibt es eine Teestube der Künstlerin Nuray Demir. Wie fügen sich diese unterschiedlichen Punkte zu einem Gesamt-Projekt zusammen?

Die Themen und die Formate ergänzen sich in gewisser Weise sehr gut und führen den Diskurs in der „T-Unlimited Caystube“ weiter. Beide befassen sich in Ihren Arbeiten mit intersektionalem Feminismus.

In dem Workshop von Lady Bitch Ray wird Geschlechtergerechtigkeit im Rap thematisiert: „Klit-Rap Hayat: Wirf`n feministisches Auge auf Deutsch-Rap!“ Und bei der Installation von Nuray Demir geht es um verschwimmende Grenzen und Diskursräume. Die „T-Unlimited Caystube“ soll als Begegnungsort genutzt werden. Nach dem Workshop ist vor dem Workshop sozusagen.

 

Du bist nicht zum ersten Mal Teil des Pop-Kultur-Festivals. Was ist das besondere an Pop-Kultur?

Das Pop-Kultur-Festival beweist, dass die 50% Quote beim Kuratieren ganz selbstverständlich umgesetzt werden kann. Das Programm mit Konzerten, unterschiedlichen Talks und Commissioned Work Projekten ist inhaltlich vielschichtig. Ganz besonders ist auch das Nachwuchsprojekt, welches drei Tage lang Workshops anbietet. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und sich auszutauschen. Das ist eine wertvolle Erfahrung. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel einen DJ-Workshop gegeben, das hat sehr viel Spaß gemacht. Es ergeben sich dadurch immer neue Möglichkeiten: Dieses Jahr legt DJ Galosche auf. Letztes Jahr war Sie noch beim DJ Workshop dabei. Ich finde es super wenn Künstler*Innen so eine Plattform bekommen und sich auch ausprobieren können.

 

Neben deinem eigenen finden zahlreiche weitere Programmpunkte statt. Worauf freust du dich besonders? Bist du mit den Projekten der anderen Teilnehmer*innen vertraut?

Die Commisioned Work Projekte von Pan Daijing und Kat Frankie möchte ich mir unbedingt anschauen oder das Konzert von Andrra. Ebow und die Gadaffi Gals sind auch Pflichtprogramm. Beide Projekte sind mit Ebru Düzgün, die auch in dem Talk „Lets Talk about gender, canim“ dabei ist. Es gibt einiges zu entdecken!

 

Das Pop-Kultur Festival findet vom 15.08. – 17.08. in der Kulturbrauerei in Berlin statt.

Bild: Lina Mackeprang
Flyer Artwork: Stefan Marx

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