Interview & Playlist: Liss

vor 9 years

Über die dänischen Jungs von Liss wird in der Musikwelt gerade heiß diskutiert und vor allem über die Frage, ob sie tatsächlich eine ernstzunehmende Band sind.

Um ehrlich zu sein sind wir uns da auch nicht so sicher. Denn die Kombination aus souliger und verletzlicher Musik und dem Look einer Boyband aus den 90ern wirkt tatsächlich ein wenig sonderbar. Nachdem sie die letzten Monate aber auch international viel unterwegs waren und bei dem renommierten, britischen Label XL Recordings unter Vertrag genommen wurden, bei dem auch Adele, Jamie XX und FKA Twigs gesignt sind, und sich Pharrel Williams darüber hinaus als Fan outete, sollte man Liss definitiv ernstnehmen.

Fräulein traf die dänische Band vor ihrem Konzert im Rahmen des Ja Ja Ja Festivals im Berliner Musik & Frieden. Wir stellten den doch sehr schüchternen aber charmanten Jungs ein paar Fragen, unter anderem nach ihren Lieblingssongs, die uns zwischendurch wieder an der Ernsthaftigkeit von Liss zweifeln ließen, da diese so gar nicht an den Sound von Liss erinnern. Anscheinend besitzt die Band eine gesunde Portion Humor und das ist wahrscheinlich auch gar nicht so verkehrt.

In den letzten Monaten ist viel bei euch passiert. Gefühlt jedes dänische Musik-Medium hat über euch berichtet, obwohl ihr gerade mal zwei Tracks veröffentlicht habt. Den zweiten Track hat Pharrel Williams in seiner Radioshow gespielt und Jamie XX hat sich bei einem eurer Konzerte unter das Publikum gemischt. Der Hype scheint also berechtigt zu sein. Ist das einfach so passiert oder feilt ihr ganz heimlich schon sehr viel länger hinter den Kulissen an eurer Karriere?
Liss:
Ich glaube es ist eine gute Mischung aus beidem. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das alles so kommt. Es weiß auch niemand so richtig wie das mit Pharrel eigentlich passiert ist (lachen), weil es zudem auch eine Demo-Version war, die er gespielt hat. Es war wahrscheinlich einfach ein Glückstreffer. Total abgefahren.

Habt ihr ganz klassisch als Schulband angefangen?
I
rgendwie schon, wenn auch nicht so richtig. Wir gingen auf verschiedene Schulen, aber wir kannten uns über Ecken und fingen dann einfach an zusammen Musik zu machen, aus Spaß.

Skærmbillede 2016-03-21 kl. 16.51.13

Es gibt viele Bands in Skandinavien die kreuz und quer in mehreren Bands und Projekten gleichzeitig spielen. Ist das bei euch ähnlich?
Nein, eigentlich gar nicht. Wir fingen an gemeinsam zu spielen, weil wir alle das Gefühl hatten, dass uns jemand fehlte, mit dem wir Musik machen konnten. Ich glaube auch, dass es auf Dauer sehr nervig sein kann, wenn man in mehreren Bands spielt, aber nichts so richtig nach vorne geht. Damit sei nicht gesagt, dass wir gerade total seriös sind. Aber wir stehen alle voll hinter dem was wir machen. Wir haben mit der Band angefangen und haben uns bezüglich der Richtung in die es gehen sollte keine Grenzen gesetzt.

Ihr habt euch also gar keinen Rahmen vorgegeben?
Nein, wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt: „Wir gründen jetzt eine Salsa-Band!“. (Lachen) Obwohl das der typische Anfang einer Band ist. Aber auf diese Art engt man sich musikalisch zu sehr ein. Unsere Tracks sind unterschiedlichen Genres zuzuordnen. Aber das wollen wir auch. Wir wollen kein bestimmtes Genre erfüllen, sondern einfach gute Musik machen.

Für eine Band aus Skandinavien habt ihr auch einen ziemlich ungewöhnlichen Klang. Bei skandinavischer Musik denkt man oft an diesen kühlen, elektronischen Klang. Ihr seid viel wärmer, ein bisschen soulig und jazzig.
Ja, das stimmt. Unsere Musik ist auch sehr melancholisch, sehr verletzbar. Aber ja, es ist schon grooviger als die Musik die sonst gerade aus Skandinavien kommt. Funkiger.

Ihr seid seit kurzem bei XL Recordings unter Vertrag. Ich habe gehört, dass die eine BBQ-Party für euch veranstaltet haben, ohne dass ihr etwas davon wusstet.
Ja! Wir dachten: „Muss ja cool sein für die zu arbeiten, hier gibt es jeden Freitag BBQ!“, bis uns irgendwann auffiel, dass sie die Party für uns veranstaltet hatten. Dann war für uns eigentlich schon klar, dass wir bei XL gesignt werden. Bei den anderen Labels gab es nur Brunch. (lachen)

Skærmbillede 2016-03-21 kl. 16.51.29

Das größte dänische Musikmagazin Soundvenue schrieb, dass 2016 das Jahr für Liss’ sein würde…
Also, es wird für uns höchst wahrscheinlich ein krasseres Jahr als 2015 werden. Allerdings weiß ich nicht, ob man das wirklich so sagen kann. Haben die das wirklich geschrieben? Das ist ja verrückt! (lachen)

Ja, da üben die schon ein bisschen Druck aus.
Auf jeden Fall. Aber gerade fühlt es sich so an, als würde alles in die richtige Richtung gehen. Es wird immer spannender und es passieren so viele Dinge. Man kann also wohl irgendwie sagen, dass 2016 unser Jahr wird, im Vergleich zu 2015. Wir hoffen natürlich, dass 2017 dann noch wilder wird.

Wird es bald ein Album geben? Eine EP?
Wir haben letzte Woche gerade unseren neuen Track “Sorry” und das Video dazu veröffentlicht, die EP first erscheint dann im Sommer.

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Werdet ihr diesen Sommer auf Festivals zu finden sein?
Auch da passiert schon was. In Dänemark spielen wir auf vielen Festivals, aber die in Deutschland sind noch nicht veröffentlicht. Wir haben letztes Jahr auf dem Reeperbahn Festival gespielt, das war echt cool und es waren einige deutsche Festivalbooker da. Wir hoffen also, dass daraus was entsteht.

Kennt ihr ein paar deutsche Festivals? Gibt es eins auf dem ihr unbedingt spielen wollt?
Wir kennen nur das Melt!. Das ist ja ein sehr elektronisches Festival, aber da würden wir total gerne spielen!

Aber ihr plant auch eine Tour?
Wir spielen jetzt noch zwei Konzerte in Deutschland. In Hamburg und Berlin, beide als Support für Låpsley und dann schauen wir mal weiter.

Ich habe in anderen Interviews gelesen, dass ihr sehr zurückhaltend und schüchtern seid. Ihr sagt etwas und dann feuert ihr ein „Does that sound arrogant?“ hinterher. Habt ihr ein großes Problem mit dem dänischen ‚Jantelov’ (zu Deutsch: ‘Das Gesetz von Jante’. Es ist ein Gesetz das als Verhaltenskodex sozialer Spielregeln im skandinavischen Kulturraum verstanden wird)? Seid ihr euch gar nicht im Klaren darüber, dass Pharrel Williams euren Track gespielt hat und Jamie XX zu einem eurer Konzerte kam? ‚Janteloven’ und das „Du sollst nicht denken, dass du etwas bist“ ist immer noch sehr groß in Dänemark.
Natürlich finden wir unsere Musik total geil, aber es ist immer noch seltsam wenn andere Leute das sagen. Es ist auch total wichtig nicht abzuheben. Wir wollen uns nur mit uns und unserer Musik wohlfühlen. Der Rest ist völlig egal.

Gibt es etwas das ihr unbedingt noch loswerden wollt?
Äh, ja! Followed uns bei Instagram (lachen). Und Facebook, Snapchat haben wir auch bald!

Liss spielen heute, am 22.03.16, als Supportband von Låpsley in Berlin. Am 23.03.16 sind sie Hamburg. 

Bild 1: Liss
Bild 2 +3 : Fryd Frydendahl

Interview: Lone Gallus

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