Nessie (20), gebürtig Neslihan, wusste schon als Kind, dass Mode ihre Leidenschaft ist. Heute inspiriert sie andere mit ihren Styles auf Instagram und steht auch ohne Studium erfolgreich auf den Beinen. Neben Modetipps gibt sie auch gerne Ratschläge, mal gegen den Strom zu schwimmen.
“Ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen trauen aus der Reihe zu tanzen”
Wie kam es zu deinem Interesse für Mode und Beauty und wie wurde daraus ein Blog beziehungsweise eine Influencer-Karriere?
Für Mode interessiere ich mich eigentlich schon seit meiner Kindheit. Ich denke meine Mutter und die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, hatte ein großen Einfluss drauf. Schon sehr früh habe ich angefangen mein Hobby und mein Interesse an Mode auszuleben, ich habe mit sieben Jahren angefangen mir das Nähen beizubringen und mit 14 schon meinen ersten Job bei einer Berliner Designern bekommen. Die Dinge nahmen dann ihren Lauf und ich entdeckte einen Weg mein Interesse und mein Wissen mit Anderen zu teilen. Ich habe innerhalb von vier Jahren gemerkt, dass ich nicht nur nähen und kreieren möchte und wurde mit etwas Hilfe Stylistin – was ich bis heute bin. Meine Erfahrungen und Ängste teilte ich immer parallel mit meiner Community auf jeglichen Plattformen, was mich immer mehr dazu ermutigt und motiviert hat an mir und dem was ich mache zu arbeiten.
Wie der Titel es schon sagt, hat man als Influencer Auswirkungen auf seine Community und Follower – wie würdest du deinen Einfluss beschreiben beziehungsweise wie nutzt du deinen Bekanntheitsgrad?
Ich würde es in meinem Fall eher Inspiration und nicht Einfluss nennen. Anders als vielleicht bei anderen Influencern, geht es bei mir hauptsächlich um die Mode-Nische und meinen Job. Ich bekomme eher des öfteren Fragen wie: “Wo hast du Teil xy her?“ , „Wie kann ich dies mit jenem kombinieren?“ und ganz oft auch: „Ich möchte das gleiche machen wie du, was für ein Studium/ Ausbildung benötige ich?“ Dabei habe ich noch nicht einmal ein Studium oder eine Ausbildung. Dennoch gebe ich allen Tipps, in welche Richtung sie nach der Schule gehen können, um sich das Wissen, so wie ich, aneignen zu können. Ich finde es ganz wichtig jeden seinen eigenen Weg gehen zu lassen, sei es beruflich oder in der modisch gesehen. Mir ist es wichtig das ‚How to’ zu zeigen, damit sich die einen oder anderen inspirieren lassen, um eventuell eine neue Art zu finden sich selber auszudrücken, ob über Mode oder Beauty. Hierbei geht es weniger darum, zu imitieren oder kopieren, so wie man es früher bei Stars und Berühmtheiten gemacht hat, sondern etwas eigenes zu kreieren.
Du hast dir nach deinem Abitur also erst mal Zeit genommen herauszufinden, was du wirklich möchtest, anstatt zu studieren? Wie hast du die Zeit genutzt?
Ja, das stimmt. Ehrlich gesagt wusste ich immer was ich machen wollte und mein Traum war es schon etwas mit Mode zu studieren. Durch einige unglückliche Zufälle, hat es sich dann leider nicht ergeben. Wie ich schon erwähnte, habe ich schon immer parallel zur Schule in der Mode gearbeitet, in der Hoffnung schneller an einer Modeschule angenommen zu werden. Ich habe mich nach der Schule bei einigen Designern durchgearbeitet und habe mein Glück im Unglück erkannt. Durchs Modestudium wollte ich nur lernen, was es in der Modebranche für Möglichkeiten gibt, was ich durchs Arbeiten aber viel schneller gelernt habe. So habe ich auch für mich entdeckt, dass ein Modestudium für mich das falsche gewesen wäre und kam durch hartes arbeiten und mit Hilfe von Social Media an einen Job im Fashion Management. Meine Reichweite durch Social Media in meinem Leben und meiner Arbeit ist sogar so sehr gewachsen, dass ich deshalb derzeitig mein eigenes Unternehmen gründe.
Möchtest du ein Studium später nachholen?
Auf alle Fälle. Ich habe mich schon für das nächste Semester für Kunst- und Bildgeschichte eingeschrieben hier in Berlin. Ich war schon immer gern ein Arbeitstier und dennoch steht mein Traum vom Studium noch an erster Stelle. Auch wenn das Studium selber nur eine nebensächliche Geschichte sein wird, ist es mir dennoch wichtig mich weiterzubilden und mich mit Menschen zu umgeben, die etwas anderes machen und ein anderes Weltbild haben.
Du bist unteranderem Influencerin für Marken wie The North Face – wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Eigentlich arbeite ich nicht oft so intensiv mit Marken zusammen. Wenn es um Markenkooperationen geht kann ich stolz sagen, dass ich sehr stark selektiere und wirklich nur mit Marken arbeite, mit denen ich mich zu 100 Prozent identifizieren kann. Ich komme aus der Streetstyle-Szene, was meine Auswahl nochmal einschränkt. Umso mehr freue ich mich, wenn es zu Anfragen von Brands wie TNF kommt, die sich selber vielleicht nie als Teil der Streetstyle-Szene gesehen haben. Ich habe mich sehr gefreut, als ich letztes Jahr für eine kleine Social-Media-Kampagne angefragt wurde, dies hat sich dann zu etwas Langfristigem entwickelt. Solche Zusammenarbeiten werden üblicherweise von der Community oft nicht sehr willkommen geheißen, wenn aber eine Brand die richtige Nische anspricht, dann können auch die Follower einen Mehrwert daraus ziehen.
Die TNF Kampagne #shemovesmountains möchte außergewöhnliche Leistungen von Frauen hervorheben. Welche Frauen versetzen in deinen Augen Berge?
Wer meine Kampagne dazu verfolgt hat, hat mitbekommen, dass ich anfangs eine Freundin von mir vorgestellt habe, die mich immer wieder dazu ermutigt auch mal das zu machen, was die Masse nicht von mir erwartet. Im Laufe der Kampgane habe ich aber gemerkt, dass alle Frauen, die mich umgeben für mich Berge versetzten. Jede Frau, die sich dazu ermutigt selbstständig etwas auf die Beine zu stellen und kämpft, sei es für sich selbst oder für andere, inspiriert und motiviert mich von Tag zu Tag. Angefangen bei meiner Mutter, meinen Freunden und Kollegen bis hin zu der Mutter, die in Gaza für ihre Kinder und eine bessere Zukunft kämpft, sie alle Versetzten Berge für mich und erinnern mich immer daran, an mich zu glauben. Deshalb hatte ich im Rahmen der Kampagne auch meiner Community ans Herz gelegt, dass neben all den Frauen, die sie von Tag zu Tag inspirieren weiter zu machen und zu motivieren, dass sie selbst ihr Glückes eigener Schmied sind.
Welche Wünsche und Ziele hast du für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Mut und Vertrauen für die Allgemeinheit. Mir ist aufgefallen, dass es immer noch viele Frauen gibt, die trotz toller Ideen Angst haben aus der Reihe zu tanzen. Mich erstaunt es immer wieder, dass das Alter immer noch eine so große Rolle in einigen Dingen spielt. Deshalb wünsche ich mir noch mehr Chancen und Vertrauen von anderen zu bekommen.
Wer mehr von Nessie sehen möchte, kann ihren YouTube-Channel oder Instagram-Profil besuchen.