Wenn sich Realismus und Vielseitigkeit in einem Mantel vereinen.
Flashback: Guillaume Henry für Carven
Sich in die etwas melancholischen Welten von Françoise Sagan einzumummeln hat nie einfacher gewirkt als mit diesem oversized Mantel von Guillaume Henry für Carven. Der französische Designer übernahm 2009 die Leitung des neu auferstandenen Modehauses und richtete die Aufmerksamkeit sämtlicher Moderedakteure auf Astrachan- und Wollmäntel. Letzteres lässt sich im heutigen Fashion Flashback begutachten. In sanftem Babyblau und rosa deklinierte er die wollenen Begleiter in mit einem Gürtel taillierten oder oversized Silhouetten für die Herbst-Winter 2013 Kollektion. Die kurze übergrosse Version war besonders erfolgreich. Zwischen Damenmantel und Begleiter einer jungen Frau, hat das Stück das Potenzial, die Schultern einer Cougar wie Paule in Françoise Sagans Romanen oder eines jungen Mädchens aus Louis Garrels Filmen zu bedecken. Fast schon lakonisch und leger, und doch so schwer und schützend.
Der für die Show gestylte Look spiegelt Henry’s Grundintention für die weibliche Bekleidung wider. Diese besteht aus einem konstanten Layering von Elementen die anfänglich nur wenige Eigenschaften verbinden. Die Kombination verschiedenster Materialien, Texturen, Farben, und Motiven, sowie asymmetrische Schnitte und Säume, entspricht jedoch der Realität vieler weiblicher Alltage. Einen texturierten Wollmantel mit einer Jacke, einem Wollpullover mit Stehkragen, sowie einem Wollrock zu verbinden, was könnte mehr den Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau ähneln?
Text: Juliane Clüsener-Godt
Bild: YouTube