Rückblick auf eine ikonische Kollektion der unterschätzten Designerin.
Flashback: Chloé unter Hannah McGibbon
Eine Schluppenbluse aus Seide und eine high-waisted, leicht ausgestellte Hose eröffneten die Herbst Winter 2010 Show von Chloé. Hannah McGibbon ist an dem Zeitpunkt bereits seit zwei Jahren Chefdesignerin der 1952 gegründeten Marke.
Die Silhouette ist klassisch minimalistisch. Zu brav, wie manche Kritiker finden. McGibbon bewegt sich von den verträumten Entwürfen ihrer Vorgängerinnen Phoebe Philo und Stella McCartney weg, um in die Richtung einer erwachsenen Garderobe zu evolvieren. Die einheitlich monochrome Kollektion, die an jenem Tag im März 2010 präsentiert wird, beruht auf das Image einer modernen Frau. Sie bleibt dem weiblich inklusiven Image der Maison treu, jedoch nicht mehr nur für junge Kundinnen. Sarah Mower, Kritikerin für die amerikanische Vogue, zeigt damals Bedenken. Ist es wirklich so eine gute Idee, die Jugend von Chloé für solche Entwürfe hinter sich zu lassen? McGibbons Definition von Jugend hängt jedoch nicht von einer verspielten Silhouette, sondern von einer bestimmten Attitüde und Allüre ab. Später wird die Designerin auch zugeben, sich von den Kritikern einfach nicht verstanden gefühlt zu haben. Ihre Vision war für manche einfach zu radikal anders.
In der wohl berühmtesten Liebesgeschichte des letzten Jahres war das klassisch monochrome Seidenhemd jedoch zu sehen. So kehrt Elios Mutter im Film Call Me By Your Name an einem heissen Nachmittag mit einem leicht feuchten Seidenhemd sowie einem perfekten Brushing aus dem Garten in die Küche ihres elterlichen Sommerhause zurück. Die Resonanz von Gibbons Entwürfen lässt sich fast zehn Jahre später auch auf der Leinwand spüren.
McGibbon verlässt das Label nach sechs Saisons Anfang 2011. Die Britin Clare Waight Keller löste sie im Anschluss für die nächsten sechs Jahre ab.
Text: Juliane Clüsener-Godt
Bild: YouTube