Event: Shutdown Fashion Week

vor 6 years

Im Rahmen von Shutdown Berlin findet dieses Jahr zur Fashion Week ein Programm voller Kunst, Bassmusik und Streetwear statt. Fräulein traf sich mit Gründerin Kira Meyer und sprach mit ihr über ihre Vision und die Hürden als Frau in der Undergroundszene etwas auf die Beine stellen zu wollen.

Es fing mit der Idee an, eine Party für Freunde zu schmeißen. Kira ist eigentlich Juristin und keine Veranstalterin. Doch sie fand in der Berliner Partyszene nicht was sie sich wünschte. Ihre Leidenschaft für Bassmusik und Mode brachte sie dazu, ein ganz eigenes Veranstaltungskonzept zu konzipieren. Sie bekam schnell Support von großen Marken, allerdings musste sie auch lernen, was es heißt nicht immer für voll genommen zu werden.

 

Wenn es in Berlin an etwas nicht mangelt, dann sind es Parties. Warum hast du dennoch beschlossen Veranstaltungen machen zu wollen?

Das stimmt zwar, jedoch gab es zu der Zeit wenig Parties mit der Stimmung, die ich mir gewünscht habe oder vielleicht kannte ich sie einfach nicht. Ich mag basslastige Musik, auf genaue Genres lege ich mich nicht so gerne fest und finde es auch unnötig limitierend. Mein Gefühl war damals, dass die Parties mit solcher Musik sehr maskulin, hart und cool waren. Für Shutdown habe ich mir eine offene und freundliche Atmosphäre gewünscht. Wo man sich wohlfühlt, egal was man trägt, wie alt man ist oder zu welcher Subkultur beziehungsweise Szene man gehört. Daher auch das Motto: No Borders – Just Bass.

 

Was vermisst du an der Partyszene in Berlin?

Ich finde die Partyszene in Berlin hat sich in den letzten Jahren zum Positiven verändert. Es gibt mehr Events/Kollektive und Künstler*innen, die sich in den Grauzonen der Genres bewegen und einen freundlichen, offenen und internationalen Vibe haben – deadHYPE, Rec Room, Trade, Lekker Collective und No Shade, um ein paar Beispiele zu nennen. Abgesehen von denen, fehlt mir noch oft der Mut auch unbekanntere Artists zu buchen, beziehungsweise sich mehr zu trauen, was das Booking und Line Up angeht. Es gibt so viele junge Talente, besonders in England, die nur darauf warten in Berlin zu performen. Anstatt immer die ‘Dinosaurier’ der Bassmusik zu buchen, so gut die auch sind, fände ich es für alle eine Bereicherung auch mal nicht auf Nummer sicher zu gehen und Newcomern eine Chance zu geben.

 

Es gibt in Berlin nicht besonders viele Frauen, die selbst Parties veranstalten. Was meinst du woran das liegt und wie kommst du mit den Männern in der Branche klar?

Um ehrlich zu sein es ist nicht immer einfach. Da ich aber nur aus der Perspektive einer Frau sprechen kann, weiß ich nicht, ob es anders wäre, wenn ich männlich wäre. Jedoch ist es schon so, dass es manchmal schwierig ist, sich durchzusetzen und ernst genommen zu werden. Ich habe eine genaue Vorstellung von meinen Events und manchmal ist es nicht so einfach sich da Gehör zu verschaffen bei Männern, besonders wenn es um die Organisation der Location geht. Ich konzentriere mich aber lieber auf das was gut läuft und bin sehr froh mit professionellen Leuten wie von Panke Culture zu arbeiten. Ich arbeite viel mit Männern, seien es Künstler, Designer  oder Locationbesitzer und habe viele gute Erfahrungen gemacht, aber auch weniger gute. Für mein Empfinden ist es oft – das ist ganz geschlechterunabhängig – ein Problem, dass es in diesem Business viel geredet wird, Vereinbarungen aber nicht immer eingehalten werden. Aber auch da gibt es natürlich negative und positive Beispiele. Ich habe aber definitiv gelernt zu dem, was ich mir vorstelle zu stehen und mich da auch durchzusetzen.

 

Worauf achtest du bei deinen Bookings?

Ich arbeite nur mit Künstlern*innen, mit denen ich auch persönlich gut zurecht komme. Ich mag keine anonymen Bookings nur über ein Management, die rein auf das Business ausgerichtet sind. Shutdown hat trotz der Größe eine intime Atmosphäre. Ich finde es schade, wenn DJ’s zu einem Gig kommen, spielen und wieder gehen. Da fehlt mir die Stimmung und auch die Begeisterung. Deswegen bevorzuge ich sogar Leute, die vielleicht weniger Erfahrung haben, aber für die Sache an sich brennen. Mir ist ein junger, unerfahrener, aufgeregter Artist lieber als ein gelangweilter bekannter Artist, der nur seine Gage will und dann wieder schnell ins Hotel.

 

Das Artwork spielt eine große Rolle bei Shutdown. Wie wichtig ist neben dem musikalischen die visuelle Vision?

Ziemlich wichtig. Ich bin ein sehr visueller Mensch und hatte das Glück Michael von unfun kennenzulernen. Er versteht meine Ästhetik und kreiert aus meinen Visionen und Ideen immer wieder genau das Artwork, dass mir vorschwebt. Ohne ihn und unfun wäre das Shutdown Logo nicht was es ist. Ingesamt finde ich wichtig, dass das Design mit der Party stimmig ist und nicht vorgibt mehr zu sein.

 

Shutdown Shirt 2016

Im Vorfeld jeder Party gibt es auch ein T-shirt Design von Unfun –Wie entwickelt ihr den Look? 

Das T-Shirt mit Carhartt und das letzte Longsleeve in Kollaboration mit Soto Store und Caliroots war an das Design für den Flyer angelehnt. Ich denke sogar oft erst an das T-shirt und dann an den Flyer. Denn neben Musik ist Mode eines meiner größten Leidenschaften. Dieses Jahr habe ich das Design mit dem Produzenten, DJ und Graphikdesigner Merca Bae gemacht, der auch bei Shutdown Fashion Week spielt. Shutdown Bae, welches wieder im Soto Store verkauft wird, ist ein Zusammenspiel aus der an alte Gravuren erinnernden Ästhetik von Merca Bae und meiner Vision für Shutdown und ein bisschen Barbie (lacht).

 

Was findet dieses Jahr im Rahmen von Shutdown Fashion Week statt?

Dieses Jahr finden in der Zeit der Fashionweek drei Events statt. Davon ist das Herzstück die Party in der Panke am 6.7. mit einem Line Up, auf das ich mich sehr freue. Von Gafacci, DJ und Produzent aus Accra über Juba von Boko Boko London, Kikelomo, die seit einem Jahr in Berlin auf sich aufmerksam macht, Vaiper -Produzent und DJ, Bambii – Produzentin und DJ aus Toronto, Merca Bae von Perth Records und unser Resident Herr. Live sind diesmal Kana & Mavie von Kornkreis Mafia dabei.

Ein Projekt, dass mir besonders am Herzen liegt ist die Ausstellung “27: Notting Hill Carni” von Agatha Powa. Außerdem sind Charlotte dos Santos, Leo Luchini, Chloedees, Bambii & Champagne Funk, Koder und Jon Phonics dabei. Die Bilder von Agatha werden von Live-Poetry von Abondance Mantanda aus London  begleitet und schaffen eine perfekte Brücke zwischen Fotografie, Poesie und Musik. Ich finde Agathas Bilder unglaublich und freue mich ihre erste von vielen weiteren erfolgreichen Ausstellungen zu hosten. Agatha ist nich nur ein unglaublich großherziger Mensch, sondern hat meiner Meinung nach ein sehr seltenes Talent, die Menschen, die fotografiert so echt zu portraitieren und Stimmungen mit der Kamera einzufangen.

Außerdem veröffentlichen wir das Shutdown-Bae-Shirt am 5.7. im Soto Store, deadHYPE, Gafacci, Merca Bae und Herr produzieren in den Red Bull Studios und wir streamen deadHYPE Radio von ISLA Berlin währen Shutdown Fashion Week.

 

Was ist deine Vision für die Zukunft von Shutdown?

Ich möchte mit Shutdown mehr internationale Veranstaltungen machen, wie schon mit den Jungs von Bali Rebel Food X Pizza Boy auf Bali Anfang des Jahres. Ich möchte mich mit Kollektiven und Künstlern zusammentun um Events, Ausstellungen oder Konzerte zu kuratieren. Außerdem würde ich gerne mehr Artists aus UK buchen. Ich wünsche mir, dass sich all die gleichgesinnten Leute zusammentun – international, national und lokal und sich gegenseitig unterstützen. Ich habe ein unglaublich kreatives, inspirierendes und unterstützendes Netz an Freunden in Berlin und ich hoffe, dass wir so weitermachen und noch viel mehr auf die Beine stellen.

 

Interview: Miriam Galler

Bilder Samuel Smelty

Verwandte Artikel