Fünf inspirierende Entrepreneurinnen im Gespräch

vor 5 years

Anlässlich der 14. Runde der Cartier Women’s Initiative sprach Fräulein mit fünf der diesjährigen 21 Finalistinnen. Über Mut, Hindernisse und Lektionen auf der Reise der eigenen Firmengründung.

Aus rund 1200 Bewerbungen wählte das französische Schmuckunternehmen Cartier in Partnerschaft mit der INSEAD Business School 21 Unternehmerinnen aus, die mit ihrem Konzernansatz eine vielversprechende Vision entwickelt haben um unsere Zukunft zu gestalten. Die sieben finalen Gewinnerinnen werden Anfang Juni 2020 bekannt gegeben.

Seit 2006 unterstützt die Initiative Cartiers motivierte, visionäre Frauen dabei, ihr eigenes Business auszubauen. Dabei liefert das Programm den Unternehmerinnen eine sowohl finanzielle als auch soziale Unterstützung, ganz gleich aus welchem Land sie stammen und in welchem Bereich sie aktiv sind. Die Preisträgerin aus jeder Region gewinnt 100.000 US-Dollar, die zweite und dritte 30.000 US-Dollar. Zudem werden allen Finalistinnen ein finanzieller Beratungsservice geboten, ein Coaching, ein internationales Netzwerk sowie ein Platz für Weiterbildungsprogramme an der INSEAD.

Fräulein Magazin wollte die ganz persönliche Geschichte von fünf Finalistinnen erfahren. Wir stellen vor: Nadia Gamal El Din, aus Äypten, die Rahet Bally konzipierte, eine Plattform um ägyptische Mütter finanziell, physisch, emotional und intellektuell zu unterstützen. Jenna Leo aus Australien, die Home Care Heroes gründete, eine Technologie um Community-Mitgliedern mit schwächeren Individuen zu connecten und soziale Isolation zu vermeiden. Kelly Nguyen aus den USA, die IDLogiq ins Leben rief, um ein digitales Mobile Scan Management von Medikamenten für Patienten zu gründen. Dora Palfi aus Schweden, die ImagiLabs auf die Beine stellte, ein Community-Tool für Teenage Girls um sich am Programmieren zu probieren. Und Véna Arielle Ahouansou aus Benin, die Kea entwickelte, eine Plattform die Ärzten einen Zugang zu gesundheitlichen Informationen von Patienten ermöglicht. Wir wollten wissen, wie sie ihr Business auf die Beine stellten, welche Hindernisse es bis heute für Frauen auf der unternehmerischen Reise gibt, wie sie damit umgehen. Was braucht eine Frau, um den Schritt in die eigene Firmengründung zu machen? Welche Eigenschaften sind wichtig? Und was ist ihre Message an alle Frauen?

 

Fräulein: Wann und aus welchen Gründen haben Sie Ihre Business Idee entwickelt?

Nadia Gamal El Din: Alles begann an, als ich Mutter wurde. Ich habe keine Geschwister und meine Freunde haben noch keine Kinder. Meine Mutter konnte sich nicht daran erinnern, wie es ist, mit einem Baby zu leben. Ich suchte also nach einem Ort, an dem meine Fragen beantwortet werden könnten, der eine Unterstützung für frische Mütter anbot. Ich realisierte dann, dass es eine riesige Marktlücke gab hinsichtlich Plattformen, die Mütter unterstützen. Es gibt keine einzige in Ägypten. Genau das war der Auslöser. Rahet Bally wurde geboren.

Jenna Leo: Ich habe mein erstes Couple Fitness Business mit meinem Mann Mat zusammen gegründet als wir 28 Jahre waren. Wir hatten dabei eine völlig falsche Herangehensweise. Als wir das realisierten und verstanden, dass unsere Idee kein lebensfähiges Business darstellte, begannen wir uns die Probleme anzuschauen, denen wir in unserem Leben begegnet sind. Das größte Problem stellten damals Matts Eltern dar: Sie waren zu der Zeit gerade von Montreal nach Sydney gezogen, nachdem beide sich von einer schweren Krankheit erholt hatten. Sie hatten Probleme, Freunde zu finden aufgrund ihres Alters und ihrer Beeinträchtigungen. Sie fühlten sich isoliert und waren sehr von uns abhängig. Da sie quer durch die Welt gezogen sind und dann auch noch an einem Gedächtnisverlust litten, verirrten sie sich jeden Tag, wenn sie spazieren oder einkaufen waren. Wir arbeiteten beide full-time mussten aber dafür sorgen, dass sie sicher waren. Eine Freundin von uns bot ihre Hilfe an, weil sie ihre eigene Familie daheim so vermisste. Von dieser Beziehung profitierten beide Seiten, unsere Freundin und auch unsere Eltern. Wir recherchierten ein bisschen und realisierten, dass es Millionen von Menschen in einer ähnlichen Situation gibt, die von einer Sozialpflege-Beziehung profitieren würden. Also arbeiteten wir an einem Business-Modell und es entstand Home Care Heroes.

Kelly Nguyen: Meine Story begann vor drei Jahren. Ich habe von der Geschichte einer Frau erfahren, die ihr ganzes Geld für die Medizin ihres kranken Kindes gespart hat. Doch dann starb das Kind an der Einnahme gefälschter Arzneimittel. Die Geschichte hat mich sehr bewegt. Als Apothekerin, bin ich immer von der Idee ausgegangen, dass Medikamente die Gesundheitsqualität verbessern, Krankheiten heilen und Leben retten. Gefälschte Arzneimittel allerdings kosten der Welt eine Million Dollar pro Jahr und gefälschte Waren generell verursachen sogar einen jährlichen finanziellen Schaden von 1,8 Trillionen Dollar. In den USA kostet die Nicht-Einhaltung und fehlerhafte Einnahme von Medikamenten jährlich 125.000 Menschen das Leben, das ist ein jährlicher Schaden von 300 Milliarden US-Dollar. Ich fühlte mich einfach gezwungen, diese Probleme zu lösen

Dora Palfi: Lass uns mit einer einfachen Übung der Logik starten: Wenn: Technologie = Zukunft. Und: Frauen = Technologie. Dann: Frauen = Zukunft. Ich glaube Technologie ist unser mächtigstes Werkzeug um die Zukunft zu gestalten. Allerdings sind heute nur weniger als 20% der Arbeitskräfte in der europäischen Tech-Industrie Frauen. Folglich haben wir heute keine gleichberechtigte Chance um zu der Gestaltung unserer Zukunft etwas beizutragen. Bis zu einem Alter von 11 Jahren, haben Mädchen ein ähnliches Interesse an Technologie wie Jungs, aber während der Teenager-Phase verliert die Mehrzahl der Mädchen das Interesse. In Schweden beispielsweise haben 86% der Mädchen in einem Alter von 11 Jahren ein technologisches Interesse, aber nur noch 36% in einem Alter von 16 Jahren. Ich habe imagiLabs gestartet um diesen Trend zu brechen und eine Lösung zu finden, die Teenager Girls ausrüstet und ermutigt, die Zukunft mithilfe der Technologie mitzugestalten.

Vena Arielle Ahouansou: Alles startete 2016 als ich noch im Medizinstudium war. Während meiner Schicht im Krankenhaus bekam ich eine junge Frau geliefert, die gerade in einem kleinen Krankenhaus Zwillinge entbunden hatte. Sie litt an einer Hirnblutung und brauchte einen dringenden Bluttransfer wofür wir wiederum ihre Blutgruppe brauchten. An diese Info kam die Frau aber nicht, also mussten wir einen neuen Bluttest machen, der vier Dollar kostete. Dieses Geld hatte sie aber nicht. Wir haben zehn Minuten verloren, das Geld unter uns aufzuteilen und weitere zehn Minuten um das Blutbild zu erstellen. Diese zwanzig Minuten waren tödlich für sie. Ich war schockiert und realisierte, dass das jedem passieren kann. Wie diese Frau sterben zahlreiche Frauen in afrikanischen Krankenhäusern, aufgrund von fehlender Information in Notfällen. Es gibt kein starkes System, das hilft, Patienteninformationen und Anamnesen schnell zu finden. Das manuelle Management solcher Informationen stellt ein Problem der Lokalisierung und Rückverfolgbarkeit dar. Aus diesem Grund haben wir begonnen, eine universelle medizinische ID zu gründen. Unsere Vision ist es, eine Welt zu kreieren, in der jeder ein Recht hat auf ein besseres Leben. Indem wir einen einfachen Zugang zu einem qualitativen Service des Gesundheitswesens ermöglichen.

FR: Wie haben Sie mit Ihrem Projekt begonnen?

NG: Ich begann damit, eine große Anzahl an Doktoren und Experten zu besuchen um sie an Board zu bringen, damit Müttern vor Ort und Stelle all ihre Fragen beantwortet werden könnten, kostenlos und in diversen Bereichen. Ich habe es geschafft, über 100 Doktoren und Experten für meine Plattform zu gewinnen, in nur einem Monat. Ich so erleichtert zu sehen, wie die Mütter dank Rahet Bally mit größerer Sicheheit und innerer Ruhe ins Bett gehen konnten. Ich legte mich danach weiterhin richtig ins Zeug und entwickelte brilliante Stützen für Mütter, intellektuell, mental, physisch, spirituell und emotional. Dabei hatte ich meinen Sohn die ganze Zeit dabei. Ich nahm ihn mit zu Meetings, arbeitete an meinem Laptop mit einer Hand, mit der anderen mein Baby im Arm. Ich hatte eine solche Leidenschaft und Willenskraft, jeder einzelnen Mutter innere Ruhe zu bringen, denn nichts anderes verdient sie.

KN: Ich habe mit Recherchen gestartet und so erfahren müssen, dass die Arzneimittelvertriebskette ziemlich sicher ist, die Fälschung aber ein verankertes Problem, das nicht nur die pharmazeutische Vertriebskette heimsucht, sondern ein großer Schwachpunkt aller Marktsegmente darstellt, seit Jahren. Das Problem ist so groß geworden, dass es sowohl die Ökonomie als auch menschliches Leben zerstört. Als ich mich dann mehr mit den existierenden Lösungsansätzen beschäftige, stellte ich fest, dass es mehrere Mängel gab, hauptsächlich durch fehlende Benutzerfreundlichkeit und Vertrauenswürdigkeit. Also suchte ich nach motivierten Individuen aus verschiedenen Bereichen – der Technologie, dem Gesundheitswesen und der Cyber Security – um eine Lösung zu entwickeln. Wir haben eine User-zentrierte Plattfrom entwickelt, die folgendes integriert: eine cryptographische Authentifizierungs-Technologie, ein forensisches Qualitäts-Tracking, eine Applikation mit reichhaltigem Medien-Content und Engagement – der Core-Technologie, die es uns erlaubt, mehrere vertikale Applikationen mit wenig Aufwand anzuvisieren. Mit einem einfachen Scan und einer mobilen App, kann man so ein ID-Login ermöglichen, das eine Revolution in der Pharmazie und dem Gesundheitswesen darstellt.

FR: Wie haben die Menschen in Ihrer Umgebung reagiert (Männer vs. Frauen)? Gab es einen besonderen Mentor für Sie?

NG: Meine Großmutter war mein größter Mentor und agiert auch als mein CEO. Auch meine Mutter war eine große Unterstützung. Die meisten Männer in meiner Familie waren eher desinteressiert.

JL: Es gab verschiedene Reaktionen zu Beginn unserer Startup-Reise: Es gab Menschen, die nicht verstanden, was wir da tun und meinten, wir sollten unseren Service kostenlos zur Verfügung stellen. Dann gab es manche, die sehr höflich waren und uns völlig zustimmten. Andere wiederum haben uns unterstützt, hatten aber ihre Zweifel an unserer Idee und gaben uns so konstruktives Feedback, stellten Fragen, die uns halfen unser Modell und unsere Kommunikation zu verbessern. Wir sprachen mit jeder Person, die wir trafen und entwarfen stufenweise eine klare Kurzpräsentation, um Leute zu gewinnen. Mit den wachsenden Kunden bekamen wir den Nachweis den wir brauchten um zu zeigen, dass es sich lohnte, uns zu unterstützen. Seitdem haben wir unglaubliche Leute und Mentoren, die uns helfen.

KN: Wir hatten Glück, viel Unterstützung bekommen zu haben, sowohl von Frauen als auch von Männern. Mit dem wachsenden E-Commerce sind Themen wie Fälschungen und Haftungen sehr relevant geworden, denn das stellt die nächste große Herausforderung dar. Ich muss mich an dieser Stelle besonders bei meinem unglaublichen Team, Co-Founder und der Staff bedanken, sie haben alle so hart gearbeitet. Wir teilen alle die gleiche Motivation und Vision. Wir sitzen alle im gleichen Boot.

DP: Obwohl ich damit Erfolg hatte, früher unkonventionelle Dinge zu tun, dachten viele Menschen, dass ich verrückt war. Ich denke viele glaubten, dass das Ganze nur eine Phase von mir sei, die vorübergeht. Ich hatte das Glück, seit Anbeginn meiner Startup-Reise Teil mehrerer unternehmerischer Communities zu werden und andere „Verrückte“ zu treffen, sowohl Frauen als auch Männer. Sie halfen mir sehr.

VA: Die Menschen aus meiner Umgebung waren sehr hilfreich und responsiv, seit Anfang an. Mein Vater und mein Verlobter haben mich als erste sehr unterstützt und gaben mir Ratschläge, halfen mir mich zu orientieren. Meine ganze Familie war eine große Stütze. Eine spezifische Mentorschaft bekam ich von einer Frau namens Aude de Thuin. Sie ist Gründerin von The Women Forum und der Women In Africa Initiative. Der Mix aus diesen zwei unterstützenden Systemen stärkte meine unternehmerische Reise sehr.

FR: Was war und was ist die größte Herausforderung für Sie, Ihr Business auszubauen? Gibt es bestimmte Lektionen, die Sie gelernt haben?

NG: Momentan ist die größte Herausforderung für mich die Pandemie, wir mussten gerade unsere gesamten Bodeneinrichtungen schließen aber zahlen weiterhin alle Gehälter für eine maximale Unterstützung. Wir haben gelernt, für unsere Umgebung agil, dynamisch und zugänglich zu sein. Dementsprechend, haben wir alles in Online verlagert. Uns geht es daher jetzt glücklicherweise gut. Was ich auf dem Weg sonst gelernt habe und woran ich mich oft erinnern muss in schwierigen Zeit ist, dass es bei Startups um Mut, Risikobereitschaft, Überlebensfähigkeit geht. Wann immer es ein Problem gab, habe ich es als eine Chance gesehen. Rückschläge halten mich nicht zurück, sie motivieren mich härter zu arbeiten und Schwachstellen zu lösen.

JL: Ein Business und ein Geschäftsführer ist nichts ohne sein Team. Menschen an sich sind die größte Herausforderung und der kritischste Teil auf dem Weg, ein erfolgreiches Business zu entwickeln. Alle Individuen, alle Teams und alle Unternehmen sind unterschiedlich. Was für das eine Unternehmen funktioniert, funktioniert für das andere nicht. Meine größte Lektion ist die Kommunikation. Klarheit ist extrem wichtig, jeder muss den Spielplan kennen, muss wissen wie er dort hineinpasst und wie er den Spielplan anpasst, wenn Dinge sich zwangsläufig ändern. Eine zweite, wichtige Lektion ist der Klassiker „hire slow, fire fast“. Du brauchst einen klaren Plan für Funktionen und Verantwortlichkeiten, eine richtige Team-Besetzung und musst schauen, wie diese zusammen performt. Stelle niemanden aus Verzweiflung oder Erschöpfung ein.

KN: Startups stellen immer eine große Herausforderung dar. Viele Menschen fühlen sich sicherer, existierende oder neue Produkte und Services von großen Unternehmen zu verwenden. Startups müssen durch sehr viel durch um sich zu beweisen und gehört zu werden. Für jede Innovation die bahnbrechend ist oder Gewohnheiten ändert, braucht es viel Zeit und Kreativität.

DP: Eine meiner größten Lektionen war folgende: traue dich nach Hilfe zu fragen aber sei spezifisch. Wenn Menschen sehen, dass du wirklich motiviert und engagiert bist und du Ratschläge annimmst und sie auch umsetzt, werden viele dir helfen. Die größte Herausforderung ist es, dem richtigen zuzuhören und sich zu fokussieren. Am Ende des Tages musst du deine eigenen Entscheidungen treffen und deiner Vision treu bleiben. Und nur du weißt, welche das ist. Es gibt keinen anderen Weg, auf dieser Reise motiviert zu bleiben.

VA: Die größte Herausforderung auf meiner Business Reise ist es, erfolgreich aus der Skalierungs– und Expansionsphase herauszugehen um eine größere Bevölkerung zu erreichen. Die größte Lektion, die ich lernte war, dass man egal in welcher Situation immer in sich hineingehen muss um die richtige Lösung zu finden. Intuition ist der Schlüssel zu guten Entscheidungen.

FR: Wie haben Sie von der Cartier Women’s Initiative gehört und warum haben Sie sich beworben?

NG: Ich bin auf Facebook auf die Initiative gestoßen und war so glücklich, eine Initiative zu finden, die Frauen stärkt. Ich musste es einfach versuchen.

JL: Ich wurde von jemandem aus dem australischen Cartier Team kontaktiert. Cartier ist eine so mutige und renommierte Brand, also las ich mir das Programm durch und stellte fest, dass es perfekt zu mir passte. Zu der Zeit hatte ich gerade erst begonnen, Kapital für Home Care Heroes aufzubringen, es war also genau der richtigen Zeitpunkt.

KN: Ich habe gehört, dass Cartier als Unternehmen weibliche Entrepreneurs unterstützt. Irgendwann habe ich dann etwas recherchiert um mehr darüber zu erfahren. Die Initiative war genau das war, was ich brauchte um meine Message weltweit zu verbreiten, um viel schneller den Markt zu erreichen. Für ein Startup ist das richtige Timing alles. Außerdem wollte ich gleichgesinnte Frauen treffen, die sich gegenseitig helfen um wirkliche Veränderungen zu erreichen für eine sichere, gesündere und nachhaltigere Zukunft.

DP: Ich hatte die Möglichkeit, bei verschiedenen Konferenzen zwei ehemalige Preisträgerinnen der Initiative zu treffen. Das beweist übrigens auch, warum Networking und das Besuchen von Events so wichtig sind. Die Initiative gefiel mir aus zwei Gründen: sie hat sowohl eine unglaubliche Community an weiblichen Firmengründern zu bieten und als auch eine Community von gleichgesinnten Unternehmern, Investoren und Interessenvertretern die daran glauben, dass dein Unternehmen mehr ist als Profitmacherei.

VA: Ich habe den Bewerbungsaufruf auf LinkedIn gefunden. Ich schätzte das Konzept sehr und wollte ein Teil der Initiative werden. Ich erhoffe mir damit einen Zugang zu verschiedenen Tools und einem Netzwerk, das dem Wachstum meines Businesses hilft und von dem ich lernen kann.

FR: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Fähigkeiten, Charaktereigenschaften und Kommunikationsfähigkeiten, die eine Frau braucht um ihr eigenes Business aufzubauen?

NG: Widerstandsfähigkeit, Toleranz und der Glaube, dass nichts unmöglich ist. Sie muss diplomatisch sein und wissen, dass alles, was aus ihrem Mund kommt, zählt. Deshalb muss sie darauf achten, dass sie stets Positivität teilt und Wut zurückhält, um keine Punkte zu verlieren.

JL: Ich würde sagen der Glaube an seine eigene Vision und an sich selbst. Wichtig ist auch die Widerstandsfähigkeit, weiterzumachen auch wenn das Selbstvertrauen Rückschläge erfährt. Das ist besonders wichtig für Frauen, weil wir besonders selbstkritisch sind. Wir müssen lernen, uns selbst aufzurichten, weiterhin an uns zu glauben und vorwärts zu gehen. Zudem ist Transparenz eine wirklich wichtige Kommunikationseigenschaft für Vertrauen und Integrität. Jeder im Team muss das Gefühl haben, gehört zu werden und das Vertrauen zu haben von der Führungposition, auch wenn das Team wächst. Wenn die Transparenz fehlt, fühlen sich Menschen unterbewertet und frustrieren. Leidenschaft und Klarheit sind weitere wichtige Kommunikationseigenschaften.

KN:

  1. Mut: Beharrlichkeit und eine Leidenschaft für das, woran du glaubst, gepaart mit einer starken Entschlossenheit, um Hindernisse, Entmutigungen und Enttäuschungen zu überstehen
  2. Mitgefühl – Selbstliebe und Nachsichtigkeit mit sich selbst, aber auch für sein Team
  3. Aufgeschlossenheit – die Bereitschaft, sich an Veränderungen anzupassen und agil zu bleiben, sich ständig zu entwickeln um besser zu werden.

Ein guter Team-Leader muss in der Lage sein, die Probleme an denen man arbeiten möchte, gut zu artikulieren. Und noch wichtiger: man muss zuhören können.

DP: Ich denke wenn du dein Business gründest, musst du dich wohl fühlen mit einer omnipräsenten Dualität. Du musst eine extreme Überzeugung und einen Optimismus haben, selbst wenn du Angst hast, dass alles schief läuft. Du darfst deinen Kopf nicht hängen lassen und musst an deine langfristige Vision glauben. Dabei musst du natürlich auch darauf achten, dass dir dein Geld im nächsten Monat nicht ausgeht. So entwickelst du eine extreme Empathie aber auch eine Fähigkeit, deine eigene Psychologie zu managen. Des Weiteren, musst du in der Lage sein, große Ideen zu beschreiben, in einer spezifischen, aktiven Art und Weise. Wenn du z.B. deinem Team die Freiheit geben möcstest, eigene Entscheidungen zu treffen, gebe eine konkrete Richtung vor, mit der solche Entscheidungen getroffen werden müssen.

VA: Als Frau ist es wichtig, mutig zu sein. In jeder Phase einer Konstruktion, um Menschen zu leiten und ein gemeinsames Ziel zu etablieren. Es ist auch wichtig, emotionale Intelligenz im täglichen Management-Prozess zu nutzen um das richtige Team zu führen und sein Ziel zu erreichen.

FR: Was macht es heute immer noch so schwer für Frauen in Ihrer Industrie zu wachsen und expandieren? Generell gesprochen, glauben Sie, dass Frauen immer noch Angst haben, ihr eigenes Business zu gründen?

NG: Natürlich leben wir in einer Welt, die männerdominiert ist, und Ägypten ist ein Drittweltland. Frauen werden (hier) immer als Hausfrauen betrachtet und werden sehr herausgefordert, wenn sie ihr eigenes Business versuchen aufzubauen und dabei von ihrer Umgebung entmutigt werden.

JL: Ich denke, dass Frauen generell eine gute Stellung in der Pflegeindustrie haben, weil sie eben frauendominiert ist. Allerdings gilt dies nicht für die Führungs- und Exekutiv-Ebene, in der hauptsächlich Männer arbeiten. Ich denke aber, dass sich dies in nächster Zeit ändern wird, denn mehr Frauen nehmen ihre Karriere selbst in die Hand und Industrien werden flexibler. Die Tech-Industrie hingegen ist anders. Ich denke, das liegt daran, dass es weniger Frauen gibt, die technisch interessiert sind. Und ich halte es für ein Missverständnis, dass man technisch begabt sein muss, um ein Business zu starten. Das fördert nur die Angst und Vorsicht vor einem Bereich, den man nicht ganz versteht. Hinzu kommt, dass es für einen Founder schwierig ist, zufrieden zu sein mit Dingen, die nicht der eigenen Erwartung entsprechen. Aber wie man so schön sagt, „Wenn du keine Fehler findest, hast du zu lange gewartet um zu exekutieren“. Versagensangst ist ein Problem für alle Menschen, wir Frauen aber neben es mit Misserfolgen noch strenger. Ich glaube auch, dass viele Frauen sehr pragmatisch und bescheiden sind, sie denken nicht groß genug. Frauen haben ein kleineres „Fake it til you make it”-Bestreben im Vergleich zu Männern.

KN: Es ist generell schwer für alle Entrepreneurs – egal ob weiblich oder männlich – ein Startup zu gründen. Aber es ist für Frauen besonders schwierig in der Tech-Industrie, weil sie dort nicht sehr stark vertreten sind. Trotz der Bemühungen von vielen Support-Gruppen wie Diversitäts-Befürwortern, VC’s oder weiblichen Firmengründern, kämpfen wir Frauen weiterhin, so viel Kapital aufzubringen wie unsere männlichen Konkurrenten. Besonders in meiner Industrie habe ich das Gefühl, dass wir uns stärker beweisen müssen um ernst genommen zu werden. Ich bleibe trotzdem weiterhin optimistisch, selbst inmitten dieser herzzerreißenden Pandemie. Während wie durch diese herausfordernden Zeiten navigieren, hoffe ich, dass meine Firma noch stärker, noch kreativer und noch innovativer aus dieser Krise herausgeht und die Chancen ergreift, erfolgreich zu werden. Ich denke, dass die Krise sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmen verändert. Trotzdem bleibt es ein Problem, dass nach Angaben der Europäischen Kommission von 2018 51% der europäischen Bevölkerung Frauen sind doch noch immer machen sie nur einen Drittel der Selbständigen aus. Gründe dafür sind folgende vier: die Angst vor Misserfolg, finanzielle Unsicherheit, der Kampf gegen Stereotypen und vor allem die Herausforderung, die Familie und das Business unter einen Hut zu bringen, eine Hürde, die in fast jeder Kultur immer noch ein großes Problem darstellt.

DP: Ich denke dass die Technologie eine der wichtigsten Komponenten ist für die meisten zukünftigen Firmen. Es ist sehr viel einfacher, ein technologisch gestütztes Unternehmen zu gründen, wenn man einen Tech-Background hat. Wir Frauen sind da im Nachteil in Anbetracht dessen, dass wir nur ein Fünftel der Computerwissenschafts-Absolventen in Europa ausmachen. Auf der anderen Seite haben wir auch die Tendenz, nach Perfektion zu streben und teilen den Glauben an die richtige Qualifikation und Fähigkeiten um etwas Neues zu starten. Ich hoffe, dieser Mythos kann entlarvt werden. Die meisten von uns lernen auf dem Weg.

VA: Das größte Problem für Frauen ist ein fehlendes Vertrauen in sich selbst. Aus diesem Grund sind denke ich Frauen ängstlicher, ihr eigenes Business zu starten. Deshalb müssen wir die Anzahl an Vorbildern der Frauen-Communities erhöhen um so weitere Frauen zu inspirieren und ihnen zu zeigen, dass alles möglich ist.

FR: Gibt es ein Vorbild in Ihrem Leben, persönlich und geschäftlich?

NG: Ja, zweifelsohne meine Großmutter, privat und als auch geschäftlich.

JL: Ich habe nicht wirklich eine bestimmte Person, zu der ich hinaufschaue. Es gibt da zu viele, sowohl in meinem Netzwerk als auch außerhalb. Menschen, die tolle Dinge erreicht haben und mich deshalb inspirieren.

KN: Ich habe einige Vorbilder, zu denen ich aufschaue. Der wichtigste Held sowohl in meinen privaten als auch in meinem beruflichen Leben ist mein Vater. Er hatte ein unglaublich hartes Leben, kämpfte mit psychologischen Nachwirkungen des Vietnam Kriegs und erlebte viel Verlust. Unsere Familie wurde auseinandergerissen. Trotz so vieler Rückschläge, hat mein Vater stets seinen unglaublichen Mut, seine Widerstandskraft und seinen unbesiegbaren Optimismus behalten. Er und ich sind mit einem Boot in die USA geflohen um ein neues Leben zu beginnen. Als wir unser neues Leben dann nach vielen Hindernissen beginnen konnten, hat er sehr hart gearbeitet um mich allein groß zu ziehen, mit völliger Hingabe, Aufopferung und bedingungsloser Liebe. Ich denke in schwierigen Zeiten oft an ihn, ich liebe und vermisse ihn. Sein Spirit lebt für immer in mir weiter.

DP: Ich hatte das Glück ein Teil von diversen Communities weiblicher Firmengründer zu sein, wie z.B. des Google Female Founder Programs im letzten Herbst in Berlin und dem Apple Entrepreneur Camp im letzten Jahr. Die Frauen, die ich dort getroffen habe, sind immer noch meine stärkste Inspiration und Unterstützung. Founder wie ShineText, Gitti oder Karma inspirieren mich sehr. Auch die Arbeit, die Melinda Gates leistet für eine Gleichberechtigung der Frau finde ich großartig. Diese Vorbilder repräsentieren Werte, die sowohl geschäftlich aber auch darüber hinaus inspirieren.

VA: Persönlich inspirieren mich die Lehren von Dr Wayne Dyer. Geschäftlich würde ich sagen Steve Jobs und Oprah Winfrey.

FR: Unsere aktuelle Ausgabe der Fräulein beschäftigt sich mit dem Thema Geburt/Wiedergeburt. Was bedeutet dieses Thema für Sie persönlich? Haben Sie schon einmal eine Wiedergeburt in Ihrem Leben erfahren?

NG: Ich denke, man kann jeden Tag wiedergeboren werden, mit dem richtigen Mind-Set. Jeder Tag ist ein Neuanfang. Diese Welt ist temporär, bedenke das und fokussiere dich auf dein Leben nach dem Tod und dessen Gewinn.

JL: Als ich begann, Yoga zu unterrichten, hatte ich in meiner ersten Unterrichtsstunden eine Schülerin, die mitten in der Klasse anfing, in Tränen auszubrechen. Ich bekam Panik und schickte alle in die „Child’s Pose“. Ich ging zu ihr hin und fragte, ob sie sich verletzt hat oder ihr es nicht gut ging. Sie schaute mich mit einem großen Lächeln an, die Tränen liefen ihr herunter. Sie sagte, sie litt schon immer an Angststörungen und Depressionen, sie hatte zuvor niemals einen tiefen Atemzug nehmen können. Durch meine Instruktionen aber gelang es ihr und das fühlte sich für sie so unglaublich toll an. Das war meine persönliche Wiedergeburt. Es war, als hätte ich endlich eine Bestimmung in meinem Leben gefunden, andere gut fühlen zu lassen. Genau das machen wir mir Home Care Heroes. Wir haben einen großen Einfluss auf das Leben der Individuen unserer Community.

KN: Mein Vater und ich waren unter der Welle der Vietnamesischen Boatpeople. Wir mussten durch drei verschiedene Flüchtlings-Camps bevor wir es in die USA schafften. Leben und Tod waren eng verflochten während unserer Reise. Wir wurden zwei Mal auf unserem Weg von Piraten überfallen. Wir schwebten ziellos auf dem großen, leeren Ozean ohne Essen, Brennstoff und Wasser. Trotzdem haben wir es an unser Ziel geschafft, bedauerlicherweise im Gegensatz zu anderen der Boatpeople. Das war wie eine Widergeburt für mich. Meinem Vater und mir wurde eine zweite Chance gegeben zu leben, wofür ich immer sehr dankbar war.

DP: Seit ich 18 Jahre bin, habe ich in zehn verschiedenen Ländern gelebt, gearbeitet und studiert. Jedes Mal, als ich umzog, war es für mich eine Gelegenheit, mich selbst zu rekonstruieren und meine Prioritäten neu zu definieren. Ich finde es ist sehr viel einfacher, Vorsätze zu behalten und neue Gewohnheiten zu entwickeln, wenn alles um dich herum an dir rüttelt. Der wahrscheinlich bedeutsamste Schritt in meinem Leben war meine Rückkehr nach Schweden um meine Firma zu gründen.

VA: Wir sollten danach streben, jeden Tag eine Wiedergeburt zu erfahren. Es geht dabei um die Einstellung, das alte Ich zu töten um eine neue, bessere Vision zu werden.

FR: Was wäre Ihre Message an alle Frauen?

NG: Frauen sind das Rückgrat von allem. Kenne das an, nehme es an und sei stolz darauf.

JL: Sei positiv. Sei nachsichtig mit dir selbst. Träume groß und handle. Taten sprechen lauter als Worte. Und an alle Männer: Wir kriegen euch! Nein, ernsthaft: Schafft uns Platz oder geht uns wenigstens aus dem Weg.

KN: Je schwieriger die Herausforderungen, desto bedeutsamer ist der Lohn, wenn man sie löst.

DP: Jeder kann zu einer geschlechtergerechten Zukunft beitragen. Das kann beginnen mit einem Geschenk eines imagiCharms an junge Frauen in deinem Leben oder auch einfach mit dem Schritt, ihnen zu sagen, dass sie die nötige Power haben um die Zukunft zu gestalten.

VA: Fordere dich und deine Ambitionen heraus. Es gibt keine Grenzen.

FR: Was sind Ihre Top 5 Corona-Quarantäne Tipps?

NG:

  1. Unterstütze dein Personal, sei positiv ihnen gegenüber, so gut du kannst. Sie sind deine Zündung.
  2. Sei agil und denke über innovative Lösungen nach. Sie werden dir auf Dauer von großem Nutze sein.
  3. Glaube an dich und an dein Team, du kannst alles schaffen, was du dir in den Kopf gesetzt hast
  4. Lerne von anderen schnellen Unternehmen, die dich umgeben
  5. Sei dir bewusst, dass alles aus einem Grund passiert.

JL:

  1. Sorge für dich mental und köperlich.
  2. Bleibt connected/reconnecte.
  3. Versuche mehr Dinge außerhalb des Screens zu machen. Ich z.B. habe richtig Gefallen gefunden am Kochen, v.a. am Slow Cooking. Und ich übe Klavier, ein großes Ziel für mich für 2020.
  4. Höre auf, durchweg Corona-Medien zu lesen.
  5. Genieße das langsame Leben. Wir werden sehr bald da draußen gehetzt zurück sein.

KN:

  1. Selbst wenn wir isoliert sind, sei dir bewusst dass du nicht alleine bist. Wir sind hier alle zusammen und werden gemeinsam durch die Pandemie gehen.
  2. Glücklicherweise können wir uns dank der Technologie weiterhin mit unseren Teams, Kunden, Klienten connecten, mit nur einem Click oder einem Anruf.
  3. Mache kurze Pausen um dich zu bewegen. Ich z.B. setze auf einige Minuten intensives Seilspringen.
  4. Reduziere das Konsumieren von News Headlines, fokussiere dich auf deine Aufgaben. Nutze die Zeit, zu reflektieren und kreativ zu sein mit deinen Strategien und Zielen.
  5. Schätze die wertvolle Zeit zu Hause, mit deiner Familie und deinen Liebsten.

DP:

  1. Regelmäßige Übungen. Da ich Yoga-Leherin bin, sind es für mich meistens Yoga-Übungen
  2. Es ist jetzt die richtige Zeit, sich bei alten Freunden zu melden, die woanders leben – wir stecken alle zu Hause fest und das Gute ist, dass es keinen Unterschied macht, wie weit jemand entfernt ist
  3. Trenne zeitlich und räumlich Teile deines Tages. Ich habe früher immer den Fehler gemacht, mit meinem Laptop im Bett vor dem Einschlafen Emails zu beantworten um am nächsten Morgen direkt wieder mit der Arbeit zu beginnen. Diese Gewohnheit musste ich brechen.
  4. Du musst nicht die ganze Zeit Nachrichten lesen
  5. Entwickle dir neue Gewohnheiten jede Woche. Für mich werden Dinge sehr schnell alt in diesen Tagen.

VA:

  1. Benutze verschiedene Methoden um dich zu beschützen
  2. Nutze die Zeit, um für dich selbst zu sorgen und um dich mit deiner inneren Stärke neu zu connecten.
  3. Fokussiere dich auf die Chancen einer Situation anstatt dich über sie zu beschweren
  4. Bleibe aktiv um die schlechten Seiten des Zuhause-Bleibens zu vermeiden
  5. Nutze die freie Zeit um verschiedene persönliche Projekte voranzutreiben, mit denen du zögerlich warst in der Vergangenheit

 

Text/Interview: Sina Braetz

Bilder: PR

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