Die nachhaltigste Jeans

vor 7 years

Kann dieser neue Produktionsprozess die ganze Bekleidungsbranche revolutionieren?

Die Bekleidungsindustrie, und besonders die Denimindustrie, ist eine der umweltschädlichsten der Welt. Für das, im Jahr 1989 gegründete, niederländische Jeansunternehmen G-Star Raw ein Grund, die Branche grundlegend zu ändern. Frouke Bruinsma leitet seit 10 Jahren G-Stars Corporate Responsibility Department und erreichte damit erste Ziele für die nachhaltigere Produktion von Bekleidung. So zum Beispiel die Raw for the Oceans-Kollektion, bei der die Fasern für die Entwürfe aus Plastikabfällen aus den Meeren gewonnen wurde. Oder die Earth Colors, eine Kollektion, bei der das Denim mit Farbstoffen, gewonnen aus pflanzlichen Abfällen, gefärbt wurde. 2018 erreicht die Arbeit des CR-Departments einen neuen Höhepunkt: G-Star Raw kreiert die nachhaltigste Jeans, die jemals existierte. Eine Jeans, die aus 100% nachhaltiger Baumwolle besteht, nachhaltige Waschmethoden und das reinste Indigo-Färbeverfahren, das es jemals gab, miteinander kombiniert. Das, gemeinsam mit den Partnern DyStar, Artistic Milliners und Saitex, kreierte Verfahren, wurde als open source-Technologie veröffentlicht. Das bedeutet, dass jede andere Denimbrand diese Formel auf ihre eigenen Entwürfe anwenden kann. So erhofft sich G-Star Raw, die Denimindustrie stetig nachhaltiger und schonender für Mensch und Umwelt zu gestalten. Fräulein traf Frouke Bruinsma und sie verriet uns, wie die G-Star Elwood RFTPi entstand und welche Ziele sie als nächstes verfolgt.

Fräulein: Das G-Star Corporate Responsibility Department wurde im Jahr 2006 gegründet. Was war die Intention dahinter? 

Frouke: Als wir die Abteilung gründeten fragten wir uns: Welche Schritte können wir, als Denimbrand, einleiten um nachhaltiger zu sein? Ziemlich schnell haben wir bemerkt, dass es vier wichtige Säulen gibt, die dafür wichtig sind. Zum einen der Einfluss auf Mensch und Umwelt, die Nachhaltigkeit des Produktes, die nachhaltigen Arbeitsabläufe und letztlich auch das Engagement in der Community. Wir versuchen stets, den Menschen, die mit uns für die Produktion unserer Kleidung zusammenarbeiten, auch etwas zurück zu geben. Wir arbeiten eng mit unseren Produktionsstätten, zum Beispiel in Indien oder Bangladesh, zusammen. Dabei fokussieren wir uns auf Bildung, sowie Unternehmertum, damit die Menschen vor Ort die Möglichkeit haben, wirtschaftlich unabhängig zu sein.
Die Abteilung besteht aus einem Team von acht Personen, ein paar davon sitzen in Amsterdam, die anderen überall auf der Welt verteilt. Wir haben an jeder Produktionsstätte eine Person, die vor Ort eng mit unseren Partnern und Zulieferern zusammen arbeitet um einen Blick auf das soziale Arbeitsumfeld zu haben.

Die neue, nachhaltige Jeans liegt beim selben Preis wie die reguläre Kollektion. Wie kommt das zustande?

Natürlich muss man, wie bei jeder Innovation, erst einmal investieren. Aber diese Investition soll sich nicht auf den Preis des Kleidungsstückes auswirken. Wir wollen das Bewusstsein des Kunden für die Nachhaltigkeit erwecken, das ginge natürlich nicht, wenn eine Hose zwischen 500 und 600 Euro kostet.

Die Denimindustrie ist eine der größten Umweltsünder. Warum hat es so lange gedauert, eine nachhaltige Alternative zu finden? 

Da spielen sicherlich verschiedene Aspekte eine Rolle. Aber die Zeit zeigt mittlerweile, dass die Nachfrage von nachhaltiger Mode bei den Konsumenten stetig steigt. Wir haben vor ein paar Jahren bereits versucht ein nachhaltiges Modell zu launchen, aber die Kunden haben es damals noch nicht angenommen. Jetzt war der Zeitpunkt richtig: Wir und unsere Partner wollten das Projekt umsetzen und bei unseren Kunden ist die Nachfrage groß, also haben wir es realisiert.

Wie kam die Zusammenarbeit mit den Partnern DyStar, Saitex und Artistic Milliners zustande?

Alle involvierten Parteien hatten eine gemeinsame Vision. Wir haben zwei Jahre lang versucht, die richtigen Partner für das Projekt zu finden und schlussendlich haben wir uns, aufgrund dieser geteilten Vision, gefunden.

Wie kann dieser Anspruch an Nachhaltigkeit auch auf andere Kleidungsstücke übertragen werden? 

Unsere Methode fokussiert sich ja besonders auf den Indigo-Färbeprozess. Aber natürlich gibt es andere Färbeverfahren, die man auch auf andere Textilien anwenden kann. Grundsätzlich ist es wichtig, die richtige Recherche zu betreiben und seine Ressourcen so zu nutzen, um daraus das beste Produkt entstehen zu lassen.

Was sind die zukünftigen Pläne für das Corporate Responsibility Department? 

Bis zum Jahr 2020 wollen wir alle giftigen Chemikalien aus unseren Produktionsabläufen verbannen und somit zu 100% nachhaltige Textilien kreieren.

Interview: Pia Ahlert
Bilder: PR

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