Beyoncé ziert das Cover der aktuellen September-Ausgabe der amerikanischen Vogue. Da das nicht das erste Mal ist, klingt es zunächst einmal nicht allzu bahnbrechend. Wenn man die Geschichte dahinter kennt, jedoch durchaus.
Was hinter dem neuen Beyoncé-Cover steckt
Die September-Ausgabe der amerikanischen Vogue gilt als wichtigste Ausgabe des ganzen Jahres und als wegweisend für die kommende Saison. Wer das Cover dieser Ausgabe ziert, gehört zu den angesagtesten Persönlichkeiten des Jahres. Wer das Cover shootet, hat es als Fotograf geschafft. Umso bedeutsamer, dass Beyoncé ausgerechnet bei diesem Cover eine „noch nie dagewesene kreative Kontrolle“ überlassen wurde. Durch ihre Wahl des Fotografen, öffnete Beyoncé eine viel zu lang verschlossene Tür: Der 23-jährige aufstrebende Fotograf Tyler Mitchell geht nun als erster Schwarzer Fotograf in die 125-jährige Geschichte des Vogue Magazins ein.
„For so long, black people have been considered things (...). We’ve been thingified physically, sexually, emotionally. With my work I’m looking to revitalize and evelate the black body.“ – Tyler Mitchell im Vogue-Interview
Es ist ein längst überfälliger Fortschritt in der Modewelt, der dennoch zu einem gut durchdachten Zeitpunkt kommt: Im vergangenen Jahr ging Edward Enninful als erster Schwarzer Chefredakteur in die Geschichte der britischen Vogue ein. Im Frühjahr 2018 nahm Virgil Abloh das bisher ausschließlich weißen Designern überlassene Zepter bei Louis Vuitton in die Hand. Nun war die amerikanische Vogue am Zuge.
Tyler Mitchell ist zwar kein klassischer Modefotograf, stellt dennoch eine sehr gute Wahl für die amerikanische Vogue dar: Er spiegelt seine Generation und den aktuellen kulturellen Zeitgeist der USA wider, indem er Instagram als sein Sprachrohr nutzt. Mitchell informiert und engagiert sich dort politisch und postet Fotos von jungen Afroamerikanern, die unberührt von alten Geschlechter- und Rassenklischees ein neues, hoffnungsvolles Amerika darstellen. Beispielsweise mit seiner 2016 veröffentlichten Bilderstrecke „I’m Doing Pretty Hood in My Pink Polo“ zeigte er seine ganz eigene Sichtweise auf Schwarze Maskulinität in den USA, die in der breiten Masse in der Regel keinen Platz für sanfte Farben und blumige Muster lässt.
Über Instagram veröffentlichte Tyler Mitchell auch sein Portfolio und zog so große Kunden wie beispielsweise Marc Jacobs, Converse oder Givenchy an Land. Spätestens jetzt, nach dem September-Cover der Vogue, spielt er in der obersten Liga mit.
Auch Beyoncé setzt in der aktuellen Ausgabe der amerikanischen Vogue in ihrem Interview den Fokus auf die Themen, die ihr am Herzen liegen: Die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper, ihrer Herkunft und die entsprechenden Auswirkungen auf ihr Leben. Sie spricht über ihre Schwangerschaften und darüber, dass sie ihrem Körper nach der letzten Geburt ihrer Zwillinge Zeit gab, um sich zu regenerieren, statt dem vermeintlichen „after baby body“ gerecht zu werden. Über ihre Mission ein mächtiges Erbe zu hinterlassen, jungen schwarzen Künstlern wie Tyler Mitchell Türen zu öffnen, ihre Kinder selbstbewusst und offen zu erziehen und dadurch ihren ganz persönlichen Teil zu mehr Diversität beizutragen.
„My mother taught me the importance not just of being seen but of seeing myself. As the mother of two girls, it’s important to me that they see themselves too—in books, films, and on runways. It’s important to me that they see themselves as CEOs, as bosses, and that they know they can write the script for their own lives—that they can speak their minds and they have no ceiling.“ – Beyoncé Knowles im Vogue-Interview
Bereits in ihrem aktuellen Musikvideo zu dem Song „Apeshit“ machen Beyoncé und Jay-Z in dem von weißer Kunst dominierten Louvre unter anderem durch ihren ausschließlich Schwarzen Cast Black Power zum Hauptthema des Videos.
Auf dem aktuellen September Issue sehen wir nun Beyoncé mit Cornrows in einem Kleid der panafrikanischen Farben grün, gelb und rot. Vogue hat mit diesem Cover und der dazugehörigen Fotostrecke ein Statement gesetzt, das lange überfällig war. Wir freuen uns schon sehr auf das, was dieses Cover (hoffentlich) in Bewegung setzen wird, denn #representationmatters.
Bilder: Vogue
Beitrag: Penelope Dützmann