Ausstellungstipp: Life in Cities – Michael Wolf

vor 6 years

Monotone Architektur, überfüllte U-Bahnen und Wohnen auf engstem Raum: Das Leben in Metropolen aus der Sicht von Michael Wolf.

Wenn eine Stadt fast am Bevölkerungswachstum erstickt, Gebäude höher werden und U-Bahnen immer voller, dann verändert das nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Lebensweise der Bewohner. Michael Wolf zeigt diese drastischen Veränderungen in den Metropolen Asiens, USA und Europas im Rahmen der Ausstellung Life in Cities. Seine manchmal abstrakten, manchmal schockierenden Fotografien ausgestellt in den Deichtorhallen Hamburgs eröffnen dem Besucher neue Perspektiven auf den demographischen Wandel unserer Zeit und die darauf folgenden Auswirkungen auf die Gesellschaft. Es ist die erste Retrospektive des ehemaligen Fotojournalisten, die elf seiner Werkserien aus den letzten 40 Jahren umfasst.

Mit einem kritischen Blick gewährt Wolf intime Einblicke in das Stadtbild seiner ehemaligen Heimat Hong Kong. Seine Reihe „Architecture Of Density“ zeigen Architekturfotografien von gleichaussehenden Wohnblöcken, die durch ihre Monotonie fast wie eine endlose Abstraktion wirken. „100×100“ bildet das Pendant zu dieser Werkreihe, da man einen Einblick in die Wohnungen der Massenarchitektur bekommt. Wolf fotografierte dazu eine der ältesten sozialen Wohnprojekte der Stadt, in denen jeder Bewohner genau neun Quadratmeter bewohnen kann. Mit einem nachgebauten Zimmer innerhalb der Ausstellung wird dem Besucher ein Gefühl für diese räumliche Wirkung gegeben.

Nicht nur asiatische Städte üben eine Faszination auf Wolf aus, sondern auch amerikanische und europäische Metropolen werden von ihm auf eigene Weise porträtiert. Für Paris verwendet er dafür skurrile Screenshots aus Aufnahmen des Pariser Google Street Views. Bei der Darstellung Chicagos Fassaden wählte der Künstler einen ähnlichen Weg  wie bei der Hong Kongs, doch durch die großen Fensterfronten, wird das Leben innerhalb der Gebäude offengelegt und die Fotografien wirken wie ein intimer Einblick in das Leben der Bewohner.

 

Das wohl beeindruckendste Stück der Ausstellung ist seine riesige Wandinstallation „The Real Toy Story“. Wolf sammelte Spielzeuge auf Flohmärkten in Asien, Europa und den USA bis er eine erschlagende Menge aus über 20.000 Stücken zusammen hatte. Diese dienen als Rahmen für Porträtaufnahmen von chinesischen Arbeiterinnen in Spielzeugfabriken. Einen plakativeren Weg die Diskrepanzen zwischen der westlichen Konsumgier und den Arbeitsbedingungen Asiens hätte der Künstler nicht wählen können.

Die Retrospektive ist eine bunte Zusammenstellung aus den wohl wichtigsten Werken Wolfs. Life in Cities reflektiert die Lebensbedingungen in Großstädten und hinterfragt dabei Probleme wie Überbevölkerung, Massenkonsum oder Privatsphäre auf teils schockierende, teils humorvolle Weise.

 

Wann: 17. November 2018- 3. März 2019

Wo: Deichtorhallen Hamburg/Haus der Fotografie/ Deichtorstr. 1-2,
20095 Hamburg



 

 

Beitrag: Nadja von Bossel

Fotos: PR

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