Wer unter dem Hochstapler-Syndrom leidet, glaubt der eigene Erfolg basiere auf Glück und Zufall. Betroffene sind oftmals Frauen mit hohem Bildungsgrad.
Alles nur Bluff!
Beim Pokern muss man ab und zu bluffen. Die Angst dabei aufzufliegen gibt dem Spiel erst den richtigen Nervenkitzel. Wer meint, der neue Job, die Beförderung oder der Doktortitel habe nur bedingt mit dem eigenen Können zu tun und sei eher einem mysteriösen Schicksalsschwur zu verdanken, leidet unter einem Phänomen, dass erst einmal missverständlich klingt: “Hochstapler-Syndrom”. Dabei geht es nicht darum, ein intriganter Schwindler zu sein, sondern sich wie einer zu fühlen. Dieses Syndrom geht häufig mit starken Selbstzweifeln einher und wurde 1978 von Psychologinnen an der Universität Georgia geprägt.
„Das innere Gefühl intellektueller Verlogenheit bei Menschen, die glauben, dass sie nicht intelligent, fähig oder kreativ sind, trotz des Nachweises von hoher Leistung/Erfolg“ - Pauline R. Clance und Suzanne A. Ames
Besonders Migranten und Frauen fühlen sich wie Hochstapler
Eine Studie an der University of Texas hat vor einigen Jahren herausgefunden, dass besonders afroamerikanische Studenten vom Phänomen betroffen sind. Das Gefühl von Diskriminierung führt häufig dazu, die eigenen Leistungen infrage zu stellen. Alles natürlich ganz subtil. Das Fremdbild wird zum Selbstbild. Ebenso häufig geht es Menschen mit stereotypisch weiblichen Eigenschaften wie Empathie und Einfühlungsvermögen ähnlich. Doch auch die familiäre Sozialisation spielt eine Rolle, ob man ein leistungsbezogenes Selbstwertgefühl entwickelt oder nicht. Dadurch entsteht die Angst vor dem Versagen, was zu einer Verzerrung des Selbstbildes bewirkt. Häufig haben diese Menschen außerdem sehr wenig Mitgefühl mit sich selbst, was zu Depressionen und Burnout führen kann.
Ständige Selbstzweifel
Es war halt einfach Zufall. Die Beförderung im Job. Der Sieg im Sport. Die Auszeichnung an der Uni. Die permanente Angst davor aufzufliegen begleitet Menschen mit Hochstapler-Syndrom. Dadurch behindern sich viele selbst beziehungsweise setzen sie alles daran, ihr negatives Selbstbild zu bestätigen. Sie schaffen von vornherein Situationen, in denen sie gar keine gute Leistungen bringen können. Gehen verkatert zur Prüfung oder ziehen sich eine Erkältung vor wichtigen Meetings zu.
Kein Fake!
Wenn dir etwas gelingt, ist es nicht nur Zufall. Du hast Können bewiesen und wenn dir auch mal hin und wieder deine Charme dabei geholfen hat, oder du auch mal Glück hattest, dass deine Konkurrenz nicht so stark war oder ein Gebiet, in dem du nicht so gut bist, in der Prüfung abgefragt wurde – dort wo du stehst, bist du weil du es dir verdient hast. Das Vertrauen in dich selbst, gibt die Gewissheit die du brauchst. Nämlich das alles so wie es ist, schon seine Richtigkeit hat.
Beitrag: Miriam Galler
Bild: Averie Woodard / Unsplash