Wir haben Euch gefragt wo ihr nach 100 Jahren Frauenwahlrecht in Sachen Gleichberechtigung immer noch Nachholbedarf seht.
100 Jahre Frauenwahlrecht und was noch zu tun ist
Im Staatssystem. Eigentlich soll man sich ja nicht vergleichen, aber in diesem Fall ist es angebracht, finde ich. Nehmen wir mal Schweden, ist ja irgendwie ein Paradebeispiel. In Schweden dreht sich alles ums Individuum. Man wird individuell versteuert, gefördert und so weiter, auch, wenn man verheiratet ist. Abhängigkeit von einem Mann wird so vorgebeugt. Außerdem wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass es normal ist für Frauen auf eigenen Beinen zu stehen und das auch zu können. Dieses Bewusstsein ist in Deutschland kaum vorhanden. Auch wenn es bei den Leuten in meinem Alter natürlich nicht ums Heiraten geht, so sieht man doch, dass viele vom Elternhaus und ihrem Umfeld so geprägt sind, dass es für sie nichts Abschreckendes ist, von einem Mann abhängig zu sein. Da muss was getan werden, auch in den Schulen. Warum habe ich bis jetzt, kurz vorm Abitur, im Unterricht kaum ein Wort über Gleichberechtigung gehört? Es ist nicht einmal möglich unter Schülern eine Diskussion über zum Besipiel Feminismus zu führen. Vor allem nicht mit den männlichen Mitschülern, da sie den Feminismus schlichtweg für unnötiges Frauenzeug halten (nach dem Motto was wollen die denn mehr?!), und auch die weiblichen Mitschüler sind einfach zu wenig informiert und wissen nicht, wie es wirklich um das Geschlechterverhältnis steht. Sie alle fühlen sich nicht angesprochen, da sie ja noch geschützt und traditionell in ihren Schulen und Familien leben. Klar, über Gleichberechtigung in der Geschichte der Geschlechter reden wir. Ein Wort über die überraschend kleine Menge an weiblichen Philosophen, eine kurze scheinheilige Erklärung und das Thema ist für unsere Lehrer abgeschlossen. Der mühselige Punkt "Geschlechterverhältnis" auf dem Lehrplan ist abgehakt. Das kann doch nicht sein. Keine Zeit für mehr, sagen sie. Dann muss das Kultusministerium Zeit für mehr schaffen. Und zwar dringend! Schule soll uns auf das Leben danach vorbereiten und wenn sie diesen wichtigen Aspekt weglässt, hat das Schulsystem meiner Meinung nach seinen Bildungsauftrag nicht erfüllt, ganz klar. Es werden sich viele wundern, wie es außerhalb unseres kleinen Städtchens wirklich aussieht und wie schwer es als Frau sein kann, wenn man sich durchsetzten will und es nie richtig gelernt hat.
Annalisa Weyel, 18
Mediamarktwerbung.
Christianna, 31
Gehalt und Führungspositionen. Frauen verdienen nach wie vor weniger für den gleichen Job und es gibt nicht viele Frauen, je höher die Position.
Daniela, 43
Wir Frauen sollten in allen Lebensbereichen mehr fordern. Das sind wir uns einfach wert! Veränderung beginnt in uns. Ich wünsche mir, dass Frauen sich selbst, ihre Stärke und Macht (an-)erkennen und voller Selbstvertrauen, Mut und Engagement für die Dinge eintreten, die ihnen wichtig sind.
Pelin, 32
Frauen in Führungspositionen (immer noch). Opferschutz nach sexueller Gewalt. Präsenz in Gewerkschaften und im TV. Aufwertung sozialer Berufssparten und mehr Girlsday Initiativen Berufswahl. Bessere Karenzmodelle, günstige biofaire Ernährung und Kleidung (subventioniert). Schutz vor (Alters)-armut.
Nicky, 35