In Eine unerhörte Frau erzählt Hans Steinbichler die Geschichte von Angelika Nachtmann, die sich über alle Widersprüche hinweg setzt um für ihre Tochter zu kämpfen.
Leidenschaftlich kämpfendes Fräulein im Kino – Filmtipp zum Wochenende
Hans Steinbichler erzählt in seinem neuen Film die Geschichte einer unerhört mutigen Frau, die gegen jeden Widerstand für das Leben ihrer Tochter kämpft. Von Bayern bis New York City. Basierend auf einer wahren Geschichte und mithilfe der Aufzeichnungen von Angelika Nachtmann, zeigt der Film den Weg der bayerischen Bäuerin Hanni, die als einzige daran glaubt, dass ihre Tochter wirklich krank ist.
Magdalena ist kleiner als alle Mädchen in ihrem Alter, beklagt sich oft über Kopfschmerzen und scheint von Tag zu Tag schwächer zu werden. Die Augenärztin verschreibt ihr eine Brille mit Fensterglas, damit sie sich optisch mit ihren Freundinnen identifizieren könne. Die Sehschwäche sei nur simuliert, um dazu gehören zu können. Auch die Lehrer und ihre Familie sind davon überzeugt, dass das Mädchen nicht krank, sondern psychisch labil ist.
Doch Hanni, die mit der schwierigen Schwiegermutter und dem Landwirtschaftlichen Betrieb schon genug Sorgen hat, wälzt nachts medizinische Fachbücher. Das Familienleben gerät aus dem Gleichgewicht, die Ehe droht zu zerbrechen und ihre beiden Söhne leiden stark unter dem Mangel an Aufmerksamkeit, wünschen sich beinah das Problemkind Magdalena fort. Mit allen Mitteln versucht Hanni, sowohl Ärzte als auch ihre Nächsten zu überzeugen, stößt jedoch nur auf Ablehnung. Ein Gefühl, das sie aus ihrer Kindheit nur zu gut kennt.
Strukturiert ist Eine unerhörte Frau durch drei parallel verlaufende Zeitebenen, die den Leidensweg von Hanni und ihrer Tochter erzählen. Eine eindringliche Dichte wird geschaffen, die dem Zuschauer die Botschaft des Films nicht übersehen lässt: Nicht aufgeben, egal wie viele sich gegen dich stellen!
Vielleicht ist dies kein Film für einen tristen Nachmittag, da allein das Thema, aber auch die Ernsthaftigkeit, mit der erzählt wird, nicht gerade zum Lachen auffordern. Doch an Leidenschaft und Emotion mangelt es dem Film sicher nicht.
Ein Familiendrama, das eindringlich ein Schicksal erzählt, vor dem die Protagonistin weitere Familien bewahren will. Nach dem Kampf um Anerkennung, geht der Kampf mit der Justiz weiter und auch hier gilt es, erst aufzuhören, wenn das Ziel erreicht ist. Eine inspirierende und bewundernswerte Frau ist Angelika Nachtmann, die es mit ihren Aufzeichnungen nun auf die Leinwand geschafft hat. Eine wahre Ikone für Fräuleins also.
Eine unerhörte Frau von Hans Steinbichler mit einer herausragend leidenschaftlich spielenden Rosalie Thomass in der Hauptrolle läuft seit Donnerstag im Kino.
Text: Laura Greiff
Bilder: © /ZDF/Lailaps Pictures/Hendrik Heiden