Macht Filme – und wartet nicht ab!
Die 66. Berlinale war keine Orgie, hat aber Spaß gemacht. Den Partyschreck gab mal wieder nur der Deutsche Film.
Das wars, Berlinale 2016. Goldener Bär für, wir haben es ja orakelt, Fuocoammare – Fire at Sea, Gianfranco Rosis extrem preiswürdigen Dokfilm über Lampedusa. Auch ansonsten hat die Jury um Meryl Streep (natürlich) alles richtig gemacht: beste Regie für L’Avenir von Mia Hansen-Løve mit der umwerfenden Isabelle Huppert, daher der Preis als beste Schauspielerin an die brave Trine Dyrholm in Thomas Vinterbergs etwas lahmen Kollektivet (zwei Preise für einen Film gibt es ja fast nie). Und Mark Lee Ping-Bing, der Kameramann des poetisch dahin mäandernden chinesischen Wettbewerbsbeitrags Crosscurrent, wurde folgerichtig mit dem silbernen Bären für die herausragende künstlerische Leistung geehrt. Bemerkenswert übrigens, wie düster Ping-Bings weibliche Entourage der Preisverleihung beiwohnte. Man möchte nicht dabei gewesen sein, bei den Dreharbeiten den Jangtsekiang stromaufwärts.
Ich gebe das an dieser Stelle gerne zu, es gibt keinen schöneren Ort auf dieser Welt als ein Filmfestival. Dieser völlig überzogene Marathon von Kino, Interviews, Parties, Kritik, gratis Cappuccino und zu kurzen Nächten voller Liebe. Man müsste dafür gar nicht bezahlt werden, es ist das irdische Paradies. Zur Hölle wird es nur, wenn der Deutsche Film ins Spiel kommt. Ok, das ist zu hart! Aber, man mag es in unserer Kritik des deutschen Wettbewerbsbeitrag 24 Wochen nachlesen. Das Deutsche Kino hat sich eingenistet zwischen larmoyantem Kunstwollen und trister Wirklichkeitsschau, zwischen 35 mm und Samstagabend-Unterhaltung. Berliner Schule oder German Mumblecore hin oder her, wo bleibt die Leidenschaft, wo bleiben die großen Bilder, das Kino ist doch kein Selbsthilfeclub für Frühvergreiste. Ob es an den Deutschen Schauspielschulen liegt, die ihren Zöglingen das Leben aussaugen wie das Provinzinternat dem Zögling Törleß, an den Redakteuren und Kommissionen des Systems Filmförderung?
Zum Ende dieser Berlinale möchten wir ganz in diesem Sinne mit einem Lesetip enden, einem Interview, welches der RBB mit dem Filmkritiker des New Yorker, mit Richard Brody geführt hat! Dessen letzte Worte sollen die unseren sein: „Macht Filme, unter allen Umständen – und wartet nicht ab! (…) Eine Kamera muss wie ein Stift sein: Man kann kein Schriftsteller sein, wenn man nur alle fünf Jahre für fünf Wochen etwas zu Papier bringt.“
Von Ruben Donsbach
Bild: Midnight Special, Regie: Jeff Nichols