Wenn wir Emotionen visualisieren könnten, dann sähen sie vermutlich aus wie die Bilder des New Yorker Künstlers Kim Keever.
Gefühle zulassen und Emotionen in Worte fassen ist eine unserer größten Herausforderungen. Liebe und Hass, Freude und Trauer, Mut und Furcht äußern sich bei jedem einzelnen von uns auf eine ganz besondere Art, einzigartig und unvergleichbar. So oft ringen wir verzweifelt um Worte und ertappen uns dabei, wie wir am Ende sprachlos und verstummt zurückbleiben. Häufig scheint es schlichtweg unmöglich unseren emotionalen Zustand zu beschreiben und noch schwieriger ist es, sich Empfindungen bildlich vorzustellen. Wie können wir das Gefühl des Verliebtseins visuell darstellen? Wie sieht emotionaler Schmerz aus, Wut oder Furcht?
Musik, Literatur und Kunst machen es möglich unseren Emotionen Ausdruck zu verleihen, wie auch der Künstler Kim Keever zeigt, dessen Kunstwerke ein Spiegelbild unserer Gefühlswelt sind. In große Aquarien lässt Keever verschiedene Farben hineintropfen, so entstehen unterschiedliche Formen und Dimensionen. Durch die Dynamik des Wassers nehmen die Farbverläufe Gestalt an, klettern hinauf zur Oberfläche und erstrecken sich als große Malereien im Raum des Wasserbehälters. Kein Farbverlauf ist wie der andere. Keever erschafft traumhafte und imposante Wolkenlandschaften und Explosionen. Andere Bilder erinnern an weiche Zuckerwatte, die einem langsam auf der Zunge zergeht.
Keevers Bilder erzeugen vielseitige Assoziationen und Gefühle, sowohl positive als auch negative Emotionen. Einige seiner Werke leuchten in einem satten pink und schreien vor Energie und Lebenslust. Andere Werke wirken beängstigend. Fast schon bedrohlich explodiert die Farbe und steigt wie graue Wolken hinauf zum Horizont. Unsere emotionalen Erfahrungen sind ganz unterschiedlich und eng miteinander verflochten und nicht selten scheinen sie im Widerspruch zueinander zu stehen. Ebenjene innere Zerrissenheit spiegelt sich auch in den Arbeiten Keevers wider.
Von Alina Amato
Bilder: Kim Keever