Zum ersten Mal kommt Pina Bausch und ihr Tanztheater in ein Museum. In der Bundeskunsthalle in Bonn geht es gleichermaßen um das Werk wie den Menschen Pina Bausch.
„Mich interessiert nicht wie die Leute sich bewegen, sondern was sie bewegt“ sagte Pina Bausch (1940–2009), Pionierin des modernen Tanztheaters und einflussreichste Choreografin des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeit, in der das Mitfühlen und das Mitgefühl Ausgangspunkt war, wird zum ersten Mal in einer Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn erfahrbar gemacht. Pina Bausch, die Begründerin des berühmten Tanztheater in Wuppertal, kann man hier neu entdecken: es geht nicht um ihr Werk alleine, sondern um den Kontext, die Grundlage, die Herangehensweise und die Menschen, die sie begleitet haben. Bausch hat Tanz mit Theater, Pantomine und Gesang zusammen gebracht und den Begriff des Tanzs radikal erweitert. Dabei ging es ihr nie darum einen Stil zu erfinden. Es entstand aus dem Drang heraus etwas zu sagen. Für Bausch steckte im Tanz die ganze Welt. Tanz als einzig möglicher Ausdruck angesichts der eigenen Verzweifelung über eine von Kriegen und ökologischen Katastrophen zerstörte Welt. Tanz als Ausdruck, wenn die Sprache versagt.
In der Bundeskunsthalle soll Bauschs Auseinandersetzung mit Tanz erfahrbar gemacht werden. Man soll nachvollziehen wie sie gearbeitet, sich vorbereitet oder wie sie mit ihren Tänzern kommuniziert hat – das alles mittels Aufzeichnungen von Proben, Gespräche oder durch Fotografien, Videos und Installationen. Höhepunkt der Ausstellung ist der Nachbau eines Probenraums des Wuppertals Tanztheater, der sogenannten Lichtburg. Dort haben Bausch und ihre Tänzer ihren meisten Choreografien entwickelt. Diesen Raum darf die Öffentlichkeit in Wuppertal fast nie betreten, zugänglich nur für die Tänzerinnen und Tänzer. In Bonn gibt es in diesem Nachbau Tanz-Workshops und kleine Performances von den Mitgliedern des Tanztheaters. Die Besucher selbst können hier Tanzen, an Lesungen teilnehmen oder Filmvorführungen erleben.
Die Ausstellung läuft bis zum 24. Juli 2016
Bild 1: Rolf Borzik, Aufführung: Metamorphose, Choreografie: Jean Cébron, Folkwang Hochschule Essen, um 1970, © Pina Bausch Foundation
Bild 2: Aufführung: Fliedergarten, Choreografie: Antony Tudor, Berlin, 1962, © Pina Bausch Foundation
Bild 3: Laurent Philippe, Aufführung des Pina Bausch-Stücks, „Vollmond”, Wuppertal, Mai 2006, Fotografie, © Laurent Philippe
Bild 4: Zerrin Aydin-Herwegh, Aufführung des Pina Bausch-Stücks, „Das Frühlingsopfer”
Fotografie, © Zerrin Aydin-Herwegh
Bild 5: Wilfried Krüger, Porträt Pina Bausch, Foto: Wilfried Krüger, © Pina Bausch Foundation